Weiße Strände, blaues Meer, Sonnenschein und dazu die antiken Stätten, an denen die abendländische Kultur geboren wurde – sie sind das Kapital Griechenlands. Urlaub ist die Kernkompetenz. Und so sind es in Unterfranken auch Geschäftsleute, die mit Schönheit und Freizeit zu tun haben, die das Erstarken der radikalen Euro-Gegner bei den Parlamentswahlen der Hellenen besonders interessiert verfolgten.
An Urlaubsstränden könnten die Lichter ausgehen. Wenn Ulrike Steinigke von Steinigke Showtechnik aus Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg) das sagt, ist es durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Firma versorgt in Griechenland Kunden mit Licht- und Tontechnik, die etwa antike Stätten in schönes Licht tauchen, Strandbars beleuchten und beschallen. In den vergangenen Jahren ging der Umsatz der Firma in Griechenland um etwa 30 Prozent zurück.
„Sollte Griechenland aus der Eurozone austreten, werden unsere Geschäftskontakte dort wohl auf ein Minimum schrumpfen“, sagt Ulrike Steinigke. Nicht nur die einheitliche Währung begünstigte bisher das Geschäft. Zur Eurozone gehören auch zolltechnische Erleichterungen. Ohne die werde der Warenaustausch leiden. Kunden hat die Firma hauptsächlich in Europa, aber auch einzelne in Nordafrika, Asien, Russland und Südamerika. Das Geschäft innerhalb der EU schätzt Ulrike Steinigke als viel unkomplizierter und bequemer.
Keine Sorgen macht sich Helmut Zoepffel, Geschäftsführer des Würzburger City Reisebüros Zoepffel, falls Griechenland zur alten Währung zurückkehrt. „Auch mit der Drachme steht das Land touristisch zur Verfügung.“ Ja, der Griechenland-Urlaub würde für Reisende aus Deutschland sogar günstiger. Zoepffel bezweifelt aber, dass das ein Grund zu reiner Freude wäre. Turbulenzen um den Euro könnten nämlich zu weitreichenden Problemen in Europa führen. Das Vorbild Griechenland könnte auf Spanien und andere finanziell belastete Länder abfärben, fürchten Wirtschaftsfachleute.
Sinkt der Wert des Euro, wie das in der Nacht nach der Wahl in Griechenland schon geschah, sei das zunächst positiv für den deutschen Export, sagt Marion Oker von der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt. Deutsche Waren werden in der Welt billiger. Wie sich der Euro-Wert allerdings entwickelt, wenn das finanziell marode Griechenland die Währung ablegt, sei nicht zu sagen. Für diese Situation gibt es noch keine Erfahrungen.
Die Finanzen haben die Wahl in Griechenland bestimmt. Die 18- bis 45-Jährigen verabschieden sich von etablierten Parteien, die das Land in den Korruptionssumpf geführt haben, glaubt der Grieche Athanasios Kokorakis aus Waldbüttelbrunn.
„Ich freue mich, dass die Volksparteien eine Klatsche bekommen haben“, sagt Emmanuel Papadopoulos, griechischer Wirt aus Bad Kissingen. Der radikale Sparkurs der „westlichen Regierungen“, wie er sagt, habe aber das Wahlergebnis mitbestimmt. Seine Verwandten verloren Arbeitsstellen, bekamen Löhne gekürzt und sahen jetzt bei der Wahl radikale Parteien Stimmen abräumen. „Es sollte alles zu schnell gehen“, so Papadopoulos.
So sieht das auch Isolde Götz, die sich mit Isolde Reisen in Schweinfurt auf Griechenland-Tourismus spezialisiert hat und die sich in dem Land wie eine Tochter aufgenommen fühlte. Auf dem Peloponnes gingen die Uhren schlicht anders. Da dürften die Dinge auch mal einfach laufen. Da schätzten die Menschen lockeres Leben und die Leichtigkeit des Seins in der Sonne. Was Urlauber mögen, ist für Finanzpolitiker eine fremde Welt.
