zurück
BERLIN
Nach der Saarland-Wahl: Merkel fühlt sich bestätigt
Nach Landtagswahl im Saarlan - CDU       -  Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer, freuen sich am Montag in Berlin.
Foto: Michael Kappeler, dpa | Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer, freuen sich am Montag in Berlin.
Martin Ferber
Martin Ferber
 |  aktualisiert: 02.04.2017 03:41 Uhr

Angela Merkel könnte es sich leicht machen und den ebenso klaren wie in dieser Deutlichkeit überraschenden Wahlsieg ihrer saarländischen Parteifreundin Annegret Kramp-Karrenbauer zu einer verbalen Generalabrechnung mit all den Nörglern und Kritikern in ihrer eigenen Partei nutzen.

Doch so, wie die Kanzlerin und CDU-Chefin auch bei bitteren Wahlniederlagen wie im vorigen Jahr in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder zuletzt in Berlin stets kühl und gefasst blieb und nüchtern die Gründe für das Scheitern analysierte, hebt sie auch am Montag nach dem Triumph im Saarland nicht ab, sondern blickt relativ emotionslos auf das Geschehen.

Man verliere gemeinsam oder gewinne gemeinsam, sagt sie nach den Sitzungen des Präsidiums und des Bundesvorstands. „Der gestrige Tag war ein schöner Tag und damit ein ermutigender Tag“, gleichwohl habe er gezeigt, „dass wir noch viel Arbeit zu leisten habe“. Es gelte die Devise: „Nach der Wahl ist vor der Wahl.“

Dass selbst ihr in der Vergangenheit ärgster Widersacher und schärfster Kritiker, der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer, noch am Wahlabend den klaren CDU-Sieg an der Saar mit den Worten kommentiert hat, „dass es die richtige Strategie ist, sich klar zur Kanzlerin zu bekennen“, nimmt Merkel eher regungslos zur Kenntnis, erst recht mag sie es nicht bewerten. Gefühle zeigt sie ohnehin nicht. „An einem Tag wie gestern muss man wenig traurig sein“, sagt sie lediglich. „Der Sonntag war erst mal ok.“ Gleichwohl darf sich Merkel in vollem Umfang mit ihrer Strategie bestätigt fühlen, den neuen SPD-Chef Martin Schulz bislang weitgehend ignoriert zu haben, an ihrem ruhigen Regierungskurs festzuhalten und im Wahlkampf einen Schritt nach dem anderen zu machen.

Indirekt erteilt sie allen, die sie in den vergangenen Wochen mal lauter, mal dezenter aufgefordert haben, endlich vom Regierungs- in den Wahlkampfmodus zu schalten, entschiedener aufzutreten und auch einmal Gefühle zu zeigen, eine Absage. „Nicht jede Phase des Wahlkampfes ist eine heiße Phase.

“ Kein Mensch müsse Angst haben, „dass der Wahlkampf zu kurz ausfällt“. Gerade die Saarland-Wahl habe gezeigt, dass viele Wähler ihre Entscheidung erst in den letzten Tagen treffen. Darauf setzen auch die Strategen im Konrad-Adenauer-Haus. Im Saarland, hieß es in den Sitzungen der Führungsgremien, habe sich eine Intensivierung des Einsatzes in der Schlussphase bezahlt gemacht. So hätte neben der traditionellen Form der Haubesuche eine gezielte Online-Werbung in den sozialen Medien die Wähler mobilisiert.

Zudem wurden alle Kandidaten und Wahlkämpfer mit einer neuen App ausgerüstet, mit der sie bis zuletzt mit wichtigen Informationen oder auf ihren Wahlbezirk zugeschnittenen Daten versorgt wurden. Gleichzeitig habe es sich bezahlt gemacht, dass man sich im Gegensatz zur SPD klar zu den Erfolgen der Regierung und zur Fortsetzung der Großen Koalition bekannt habe. So hat denn auch Angela Merkel kein Verständnis für das ständige Nörgeln der SPD an der eigenen Regierungsarbeit. „Das Feststecken in der Vergangenheit ist nicht das, was die Menschen wollen.“

Andere in der Union werden da noch deutlicher. Die SPD habe an Zustimmung verloren, seitdem Martin Schulz grünes Licht für ein rot-rotes Bündnis gegeben habe, sagt Wahlsiegerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Spöttisch verweist sie darauf, dass zu Beginn des Wahlkampfes der Vorsprung der Union vor der SPD in den Umfragen bis zu zwölf Punkte betragen habe, bei der Wahl seien es nun knapp elf Punkte gewesen und die CDU sei auf über 40 Prozent katapultiert worden. „Wenn das der Schulz-Effekt ist, können wir als CDU gut damit leben.“

Für den hessischen Ministerpräsidenten und stellvertretenden CDU-Chef Volker Bouffier hat mit der SPD-Niederlage an der Saar die „Entzauberung“ des Merkel-Herausforderers begonnen. „Das ist die Menschwerdung von Herrn Schulz“. Gleichwohl fehlt es in der Union an diesem Montag nicht an Stimmen, die vor Überheblichkeit warnen. Schon in wenigen Wochen, wenn in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen gewählt werde, könnte es mit der Hochstimmung wieder vorbei sein. Dort liegen jeweils die SPD-Amtsinhaber vorn.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Martin Ferber
Annegret Kramp-Karrenbauer
Bundeskanzlerin Angela Merkel
CDU
Große Koalition
Horst Seehofer
Martin Schulz
SPD
Saar
Volker Bouffier
Wahlen im Saarland
Wahlkampf
Wahlsiege
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen