Die Deutschen gehen nach dem Wegfall der Praxisgebühr wieder öfter zum Zahnarzt. Eine Statistik der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) zeigt: Die Zahl der Behandlungsfälle stieg im ersten Quartal auf rund 20,7 Millionen und damit um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im zweiten Quartal zählten die Zahnärzte sogar 21,8 Millionen – ein Plus von 5,8 Prozent.
Der KZBV-Vorsitzende Jürgen Fedderwitz begrüßt diese Entwicklung. Die Zehn-Euro-Gebühr, die Versicherte zwischen 2004 und Ende 2012 beim Besuch des Arztes, Zahnarztes oder Psychotherapeuten einmalig für das Quartal zahlen mussten, nennt er „überflüssig“. Zumindest im zahnärztlichen Bereich, weil Patienten dort nie rasch von Arzt zu Arzt wechselten. „Sie war sogar schädlich, weil sie viele vom regelmäßigen, vorsorgeorientierten Zahnarztbesuch abgehalten hat“, sagt Fedderwitz.
Nach Einführung der Gebühr waren die Patientenzahlen um fast zehn Prozent eingebrochen. „Diese negative Steuerungswirkung ist jetzt zum Glück weg.“ Die Chancen auf eine lebenslange und lückenlose Prävention seien mit dem Wegfall der Praxisgebühr – die schwarz-gelbe Koalition hatte diese wegen der guten Finanzlage der Kassen gekippt – gestiegen.
Dass Patienten nun wieder häufiger zum Zahnarzt gehen, liegt für Joachim Hoffmann, stellvertretender Vorsitzender beim Freien Verband Deutscher Zahnärzte, auf der Hand: „Früher hat man versucht, so viel wie möglich bei einem Besuch abzuarbeiten. Deswegen haben die Termine auch deutlich länger gedauert.“ Jetzt, sagt Hoffmann, kommen die Patienten zwar häufiger, gehen dafür aber auch schneller wieder.
Länger auf einen Termin warten muss deshalb dem Zahnarzt zufolge in Zukunft aber niemand: „Bei akuten Beschwerden bekommen Patienten in der Regel einen Termin innerhalb von 24 Stunden. Und ob eine Vorsorge drei Wochen früher oder später passiert, ist egal.“
Wie sich der Wegfall der Gebühr auf die Krankenkassen auswirkt, ist noch unklar. Von Seiten der gesetzlichen Krankenversicherung heißt es: „Finanziell wird der Wegfall der Praxisgebühr in diesem und im kommenden Jahr durch die Überschüsse im Gesundheitsfonds aufgefangen. Wie es danach weitergeht, ist derzeit offen und wird sicher durch die kommende Regierung geklärt werden müssen.“ Bei den aktuellen Koalitionsverhandlungen von Union und SPD wurde bereits bekannt, dass ab 2015 der gesetzlichen Krankenversicherung wohl ein Milliardendefizit droht.