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HARARE
Mugabe klammert sich an die Macht
Hoffen auf einen Machtwechsel in Simbabwe: Anhänger von Präsidentschaftskandidat Morgan Tsvangirai bei einer Wahlkampfkundgebung.
Foto: dpa | Hoffen auf einen Machtwechsel in Simbabwe: Anhänger von Präsidentschaftskandidat Morgan Tsvangirai bei einer Wahlkampfkundgebung.
Von dpa-Korrespondent LASZLO TRANKOVITS
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:50 Uhr

Präsident Robert Mugabe ist in Simbabwe ein gefürchteter Mann. Opposition, Kirchen und Bürgerrechtler klagen seit langem über Mugabes willige Helfer in Staat und Partei, die mit Schikanen und Brutalität gegen Andersdenkende vorgehen. Fast zwei Drittel der Bürger glauben, dass Wähler massiv „mit Gewalt und Einschüchterung“ beeinflusst werden. Dies ergab eine Umfrage, 2012 von der liberalen Bürgerrechtsorganisation „Freedom House“ (Washington) erstellt. Das gleiche Institut diagnostiziert aber auch Erfolgschancen für den 89-jährigen Mugabe und seine Partei Zanu-PF bei den Wahlen am 31. Juli.

„Wir werden einen überragenden Sieg feiern“, versprach der wohl älteste Präsidentschaftskandidat der Geschichte seinen jubelnden Anhängern. Seit 33 Jahren dominiert der ehemalige „Freiheitskämpfer“ das Binnenland im Südosten Afrikas. Aus der einstigen „Kornkammer Afrikas“ ist ein Armenhaus geworden. 1,8 Millionen Menschen sind auf internationale Lebensmittelhilfe angewiesen. Simbabwe gehört laut „Transparency International“ zu den korruptesten Ländern der Welt. Bis auf China sind Mugabe wenige Freunde geblieben. Selbst den einflussreichen Nachbarn Südafrika beschimpft er. Weil Pretoria faire Wahlen in Simbabwe anmahnte, bezeichnete Mugabe Südafrikas Spitzendiplomatin Lindiwe Zulu als „dumme, idiotische Frau“ und „Straßenmädchen“. Die US-Regierung nannte er „geisteskrank“ – nur weil auch Washington vor Betrug und Gewalt bei den Wahlen warnt.

Mugabes Siegesaussichten speisen sich kaum aus politischen Erfolgen. Die brutale Vertreibung von 4000 weißen Farmern und eine Politik der Nationalisierung brachten seit 2000 einen rasanten ökonomischen Niedergang. Nach Chaos und blutigem Wahlkampf 2008 setzten dann die Staaten des südlichen Afrika in Harare eine „Regierung der nationalen Einheit“ durch. Der gelang nach Krise und Hyperinflation vor allem mit der Einführung des US-Dollars als wichtigste Währung eine bescheidene wirtschaftliche Konsolidierung.

Mugabes Zuversicht hat andere Gründe. Vieles spricht für eine Manipulation der Wahl, zu der Mugabe nur afrikanische Beobachter zulässt. Etwa eine Million der mehr als sechs Millionen registrierten Wähler seien schon tot oder hätten das Land verlassen, kritisierte die Bürgerrechtsorganisation RAU. Dafür fehlten fast zwei Millionen Wahlberechtigte unter 30 Jahren. In 63 Wahlkreisen gebe es mehr registrierte Wähler als Einwohner.

In dem Land mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 50 Jahren soll es laut Wahllisten mehr als 100 000 Menschen geben, die älter als 100 Jahre alt sind. Die Wahlvorbereitungen sind nach Ansicht von Bürgerrechtsgruppen und Opposition chaotisch. Krasse Unregelmäßigkeiten habe es schon bei Abstimmungen von etwa 87 000 Staatsbediensteten gegeben, die früher wählen durften.

Premierminister Morgan Tsvangirai, der Mugabe nun zum dritten Mal herausfordert, kritisiert und klagt – aber der Präsident hat die Fäden in der Hand. Während Mugabe gegen den Ex-Gewerkschaftsführer 2008 nur mit Wahlbetrug und Gewalt den Machtwechsel verhindern konnte, scheinen Tsvangirai und seine Partei MDC heute in einer schwächeren Position zu sein. Umfragen signalisieren einen Vertrauensverlust in der Bevölkerung. Auch Sex-Skandale haben das Ansehen des 61-Jährigen Tsvangirai lädiert. Die überwiegend gleichgeschalteten Staatsmedien Simbabwes stürzten sich begierig auf das Thema.

Schließlich könnte sogar ein Wahlsieg Tsvangirais nicht zum Ende des Mugabe-Regimes reichen. Die Militärs stehen zu Mugabe, auch weil der Präsident sie bei der Verteilung von Land und Diamanten immer einbezogen hat. Der Kommandeur der Truppen, General Constantine Chiwenga, meinte in der „Sunday Mail“, Tsvangirai gehöre „in die Psychiatrie“ und nicht ins Präsidentenamt.

Will nicht weichen: Simbabwes Präsident Robert Mugabe
Foto: dpa | Will nicht weichen: Simbabwes Präsident Robert Mugabe
 
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