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BRÜSSEL
„Monsieur Euro“ geht
dre
 |  aktualisiert: 14.05.2012 19:24 Uhr

Er ist „Monsieur Euro“. Jean-Claude Juncker (57) verkörpert die Gemeinschaftswährung wie kein Zweiter. Anfang der 90er Jahre organisierte er beim EU-Gipfel im niederländischen Maastricht den Durchbruch zu den neuen europäischen Verträgen. Einige Jahre später erfand er – zusammen mit dem damaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel – den Stabilitätspakt. 2005 machten ihn die Eurostaaten deshalb zu ihrem Vorsitzenden. Jetzt gibt Juncker das Amt ab. Und alles sieht danach aus, dass sein Nachfolger Wolfgang Schäuble heißt.

Der Wechsel kommt nicht ganz freiwillig, und Juncker übergibt auch kein geordnetes Erbe. Der Euroraum steckt in seiner tiefsten Krise, ein Ausstieg Griechenlands scheint immer näher zu rücken. Pessimisten halten sogar einen Zerfall der Währungsunion für nicht unmöglich. Das Lebenswerk des Vorzeige-Europäers wird nicht gekrönt, es steht auf dem Spiel. Schon mehrfach wurden seine Träume zerschlagen: Als 2004 ein neuer Kommissionspräsident gesucht wurde, lief alles auf ihn zu. Doch er hatte seine Wahl in der Heimat nur mit dem Versprechen gewinnen können, nicht nach Brüssel zu wechseln. Als 2009 der erste EU-Ratspräsident erkoren wurde, lief alles auf den dienstältesten Regierungschef (seit 1995 regiert Juncker Luxemburg, seit 1989 hat er bereits das Finanzminister des Großherzogtums inne) zu. Doch dann verprellte er ausgerechnet seine Freunde. Erst rückte Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, dann auch Bundeskanzlerin Angela Merkel von dem zunehmend unberechenbaren Premier ab. Sie isolierten ihn, indem sie sich vor EU-Gipfeln vorab trafen und ihre inhaltlichen Vorstellungen in offenen Briefen kundtaten – ohne Juncker. Der revanchierte sich, warf Deutschland mal „simples Denken“ vor, weil Merkel seiner Idee von Eurobonds nicht folgen mochte. Oder er kritisierte die mangelnde Solidarität in den Regierungshauptstädten, obwohl Berlin sich gerade mit über 22 Milliarden Euro an einem Hilfspaket für Griechenland beteiligt hatte.

Manche nennen Juncker inzwischen überheblich. Viele halten ihm vor, in der wichtigsten Krise des Euroraums zumindest ungeschickt, vor allem aber glücklos agiert zu haben. „Juncker hätte führen müssen“, heißt es.

 
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