(dpa/jens) Mitt Romney gibt sich bereits staatsmännisch. Nach dem Sieg bei drei weiteren Vorwahlen in Wisconsin, Maryland und der Bundeshauptstadt Washington hat er die Kandidatur gegen Barack Obama praktisch in der Tasche. Auch der US-Präsident nimmt sich den Republikaner zur Brust – der Wahlkampf in den USA kommt auf Touren.
In seiner Siegesrede ignorierte Romney seine innerparteilichen Rivalen und konzentrierte sich darauf, Amtsinhaber Barack Obama zu kritisieren. Die Vorwahlphase neigt sich dem Ende entgegen. Romneys Konkurrenten geben trotzdem nicht auf.
Die Mehrzahl der US-Bundesstaaten hat inzwischen gewählt, aber Rick Santorum rechnet anders: „Es ist Halbzeit“, verkündete der sozialkonservative Hauptgegner Romneys. Es sei erst die Hälfte der Delegierten für den Nominierungsparteitag vergeben.
Das stimmt. Nach Berechnungen der Webseite politico kommt Romney mittlerweile aber auf 655 Delegierte, während Santorum erst 278 auf seiner Seite hat. 1165 sind noch zu vergeben – es ist aber praktisch unmöglich für Santorum, noch auf die erforderlichen 1144 zu kommen, die einem Kandidaten die Nominierung sichern. Wenn er wie angekündigt im Rennen bleibt, kann er Romney allerdings durchaus daran hindern, diese Zahl seinerseits zu erreichen. Das könnte bedeuten, dass die Delegierten beim Parteitag nicht mehr an die Ergebnisse der Vorwahl gebunden wären, sondern komplett neu entscheiden könnten.
An der Basis ist Romney nur mäßig beliebt. Newt Gingrich, der sich ebenfalls bewirbt, hat sich offen zu dieser Strategie bekannt. Rechnerisch ist seine Kampagne zur Bedeutungslosigkeit verkommen, sie leidet an Geldmangel. Schon vorher war klar gewesen, dass Santorum sich in keinem der drei Staaten große Hoffnungen zu machen brauchte – im Bundesdistrikt Columbia (DC) hatte er nicht einmal auf dem Stimmzettel gestanden. Man habe gewusst, dass der gesamte April „für uns ein sehr schwieriger Monat“ werden würde, sagte er dem Fernsehsender CNN. Außer in seinem Heimatstaat Pennsylvania, für den Santorum einst im Senat saß, finden nirgends aussichtsreiche Wahlen statt. „Im Mai gibt es viele Delegierte in Staaten, die uns liegen – Staaten wie Texas, Arkansas, Kentucky, Indiana, West Virginia, North Carolina.“
Romney hofft, Santorum bereits am 24. April in Pennsylvania in die Enge zu treiben: Wenn er in seiner Heimat verlöre, würde es für seine Kampagne sehr schwierig, wieder Fahrt aufzunehmen. Bereits jetzt mehren sich die Aufrufe in der Partei, sich hinter Romney zu scharen. Wichtige Fürsprecher haben sich in den vergangenen beiden Wochen zu ihm bekannt: Floridas Gouverneur Jeb Bush etwa, Ex-Präsident George Bush sowie zwei Lieblinge der konservativen Basis, Senator Marco Rubio und der Abgeordnete Paul Ryan.
Der ist Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Repräsentantenhaus, der jüngst einen eigenen Entwurf zur Konsolidierung der Finanzen vorgelegt hat. Schon jetzt ist klar, dass er an der demokratischen Mehrheit im Senat scheitern wird, aber Romney hat sich demonstrativ hinter den Plan gestellt.
Am Dienstag nannte Präsident Obama die Einschnitte des Konzepts „kaum verhüllten Sozialdarwinismus“ – und Romney erstmals beim Namen, als er spottete, dieser habe den Plan „herrlich“ genannt.
Zumindest aus Sicht des Weißen Hauses scheint die Schonfrist vorbei zu sein – bis seine innerparteilichen Konkurrenten aufgeben, wird Romney an zwei Fronten zugleich kämpfen müssen.