Barack Obama hat gut lachen. Mitt Romney, sein wahrscheinlichster Herausforderer als US-Staatsoberhaupt, hatte ihn in einem Zeitungsbeitrag den schwächsten Präsidenten seit Jimmy Carter genannt. Als Journalisten Obama am sogenannten Super Tuesday („Super-Dienstag“) fragen, ob er etwas darauf antworten wolle, grinst Obama und sagt dann nur wenige Worte: „Viel Glück heute Abend.“
Wie sehr er das Glück brauchen würde, hat wohl nicht einmal Mitt Romney geahnt. Ein Prozentpunkt beträgt sein Vorsprung vor dem parteiinternen Rivalen bei den US-Republikanern, Rick Santorum, am Ende in Ohio: Es steht 38 zu 37.
Die Spielregeln des Wahlkamps
Romney schrammt an einem PR-Desaster vorbei. Zwar finden am Super Tuesday in insgesamt zehn US-Staaten Vorwahlen statt. Ohne Ohio ist aber noch nie ein Republikaner Präsident geworden. Jeder achte Job hier hängt an der Automobilindustrie – ein unverzichtbarer Staat für Romney, der seine ganze Kampagne um das Thema Wirtschaft zentriert.
Und doch: Wieder nur das Minimalziel erreicht, wieder nur mit Ach und Krach. Er musste dafür ein Vielfaches dessen investieren, was seine Rivalen ausgaben – zusammen.
Romney hält sich, weil er die bessere Kampagne hat: Mehr Geld, mehr Profis, mehr Erfahrung. Selbst bei einer Niederlage hätte er in Ohio mehr Delegierte gewonnen als Santorum, einfach weil dieser zu Beginn seiner Kandidatur nicht in allen Distrikten die Formalitäten erledigt hat. Newt Gingrich ist vergleichbar desorganisiert gestartet, weshalb in Virginia überhaupt nur Romney und Ron Paul auf dem Stimmzettel standen. Dass Romney dort trotzdem nur 60 Prozent erhielt, finden seine Gegner bezeichnend. Und der Sieg in Massachusetts, wo Romney am Dienstag feierte, war ein Heimspiel – er war hier Gouverneur.
Sieg ist Sieg, verkünden dagegen Romneys Berater in Ohio, und natürlich auch in Virginia, Massachusetts, Vermont, Alaska und Idaho, wo er ebenfalls gewonnen hat. Die Hoffnung auf den schnellen Erfolg haben sie aufgegeben. Aber außer Romney kann kaum noch jemand bis zum Nominierungsparteitag die nötigen 1144 Delegierten zusammenbekommen: Derzeit hat er 364, Rick Santorum 164, Newt Gingrich 103 und Ron Paul 53 Stimmen.
Romneys Hauptproblem ist, dass die Schlammschlacht bis August weiterzugehen droht: Minimalziele hatten auch die anderen Kandidaten, und sie fühlen sich alle ermutigt. Der sozialkonservative Rick Santorum, den vor wenigen Monaten noch niemand ernst nahm, setzte sich in Ohio, Oklahoma und Tennessee durch und kam in vier weiteren Staaten auf den zweiten Platz. „Wir sind so weit, dass wir im ganzen Land gewinnen können“, sagte er vor Anhängern in Steubenville, Ohio.
Der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, entschied wie erwartet die Wahl in seinem Heimatstaat Georgia für sich, wo am Dienstag die meisten Delegierten vergeben wurden (76). 47 Prozent der Wähler stimmten für ihn, 26 Prozent für Mitt Romney, 20 für Rick Santorum. Gingrich hofft nun auf die nächsten Südstaaten, um seine abgeschlagene Kampagne zu beleben – am kommenden Dienstag wird in Alabama und Mississippi gewählt.
Am meisten Grund zur Enttäuschung hatte Außenseiter Ron Paul, der weiterhin auf seinen ersten Sieg warten muss. Doch womöglich will er gar nicht Präsident werden, sondern vor allem eine Diskussion über die Verfassung in Gang bringen.
Mitt Romney wird noch einiges Glück brauchen, bis er sich auf einen Gegner Obama konzentrieren kann.