Kämpferische Reden halten, das kann Panos Kammenos. Er spricht davon, Griechenland sei ein „besetztes Land“, das Volk müsse sich „erheben“ gegen das „Spardiktat“ der verhassten Troika. Jetzt wird der Rechtspopulist Kammenos neuer griechischer Verteidigungsminister. Für den 49-Jährigen ist das wohl seine Traumrolle.
Dass sich der radikal-linke Ministerpräsident Alexis Tsipras für Kammenos und seine ultranationalen Unabhängigen Griechen als Koalitionspartner entschied, obwohl die Partei ideologisch am entgegengesetzten Rand des politischen Spektrums steht, ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Einig ist sich Tsipras mit Kammenos in der Totalopposition gegen den Sparkurs sowie der Forderung nach einem Schuldenschnitt.
Ein Produkt der Krise
In einer Koalition mit Kammenos wird Tsipras keine Abstriche bei seinen zentralen Forderungen vornehmen müssen – was dieses Regierungsbündnis aus Sicht der Partner Griechenlands allerdings besonders problematisch macht. Die beiden Populisten werden nun wohl versuchen, gemeinsam mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.
Die Unabhängigen Griechen sind ein Produkt der Krise. Bis zum November 2011 gehörte Kammenos der konservativen Nea Dimokratia (ND) an. Nachdem er im Parlament der Parteilinie zuwider gegen Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen gestimmt hatte, wurden er und 20 weitere Abgeordnete aus der Partei ausgeschlossen. Kammenos gründete die Unabhängigen Griechen und kam, quasi aus dem Stand, bei den Wahlen vom Mai 2012 auf fast elf Prozent der Wählerstimmen.
Vor allem auf Angela Merkel hat sich der Scharfmacher eingeschossen. „Wir werden niemals wie Bettler auf Knien zu Merkel rutschen sondern ihr aufrecht gegenübertreten, wie Griechen es tun“, sagt Kammenos. Ex-Premier Antonis Samaras sah er als Vollstrecker von Merkels Befehlen: „Wir sollten ihn Kanzler nennen“, schlug Kammenos vor.
Politisch gewieft
Der 49-Jährige stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Mit seiner Frau Eleni hat er vier Söhne und eine Tochter. Seine Leibesfülle verrät die Vorliebe für gute und reichliche Speisen. Sein fließendes Französisch erinnert an die Ausbildung in Lyon und in der Schweiz, wo Kammenos Ökonomie, Psychologie und Betriebswirtschaft studierte.
Kammenos ist politisch gewieft, aber auch unbeherrscht und unberechenbar. Er leistete sich viele Entgleisungen. So verbreitete er im Internet geschmacklose Schwulenwitze über den früheren deutschen Außenminister Guido Westerwelle. Gelegentlich kommen auch antisemitische Ressentiments zum Vorschein – wenn er etwa behauptet, in Griechenland zahlten die Juden keine Steuern.
2013 rief er dazu auf, den Bürgermeister der nordgriechischen Gemeinde Aristotelis zu „lynchen“, weil er sich für ein umstrittenes Goldminenprojekt einsetze. Das löste zwar staatsanwaltschaftliche Ermittlungen aus, blieb aber ebenso folgenlos wie Nachforschungen der Steuerfahndung im Zusammenhang mit der Kammenos-Familienyacht „Iliatoras of London“, die bei einer Offshore-Gesellschaft im Steuerparadies Isle of Man registriert ist.