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PEKING
Milchskandal schwappt über China
(dpa/afp) Die Zahl der erkrankten Babys durch verseuchte Milch in China ist drastisch gestiegen: Bis zum Montag registrierten die Behörden mehr als 53 000 Fälle.
Kann ich das meinem Kind geben? Eine Kundin überprüft ein Milchprodukt in einem Supermarkt in Hongkong.
Foto: FOTO dpa | Kann ich das meinem Kind geben? Eine Kundin überprüft ein Milchprodukt in einem Supermarkt in Hongkong.
Redaktion
 |  aktualisiert: 19.01.2015 16:07 Uhr

Fast 13 000 Säuglinge werden inzwischen in Kliniken behandelt, nachdem sie mit der giftigen Chemikalie Melamin versetzte Milchprodukte getrunken haben. Mehr als 100 der Kinder zeigten schwere Krankheitssymptome, teilte das Gesundheitsministerium in Peking nach Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua mit.

Bislang sind vier Babys an Nierensteinen gestorben, die sich durch das beigemischte Melamin gebildet hatten. Außerdem sind knapp 40 000 Kinder ambulant behandelt und als geheilt entlassen worden, wie die Behörden mitteilten. Bis zum Sonntag hatten sie nur von 6200 Melamin- Fällen berichtet. Die giftige Chemikalie war minderwertigem Milchpulver zugesetzt worden, um dessen Eiweißgehalt zu erhöhen.

Obwohl am Wochenende in Hongkong in einem Produkt des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé geringe Spuren von Melamin gefunden wurden, gibt es in Deutschland nach einhelliger Meinung von Politikern und Verbraucherschützern keinen Anlass zur Sorge.

Nestlé: Qualität ist gesichert

Nestlé Deutschland betonte am Montag: „Kein Nestlé-Baby-Milch- Produkt, das in Deutschland auf dem Markt ist, enthält Melamin.“ Das werde durch zertifizierte Rohstoffquellen und Qualitätskontrollen sichergestellt. Die in einem Hongkonger Labor untersuchte Probe habe Melamin-Spuren aufgewiesen, die 25-fach niedriger seien, als es der in der EU geltende Grenzwert erlaube. Ursache für die Verunreinigung in dem Nestlé-Produkt in Hongkong könnte nach Angaben des Konzerns „Kunststoff in der Verpackung“ sein. 

In Hongkong kam es zu Panikreaktionen besorgter Eltern, die ihren Babys Fläschchen mit Milchpulver aus China zubereitet hatten. Am Samstag war ein dreijähriges Mädchen wegen Nierensteinen behandelt worden. Daraufhin kamen Hunderte Eltern mit ihren Kindern in die Kliniken und bestanden darauf, dass ihr Nachwuchs untersucht wird.

In Deutschland sind bisher – trotz verstärkter Kontrollen unter anderem an Flughäfen und Asia-Läden – keine Milchprodukte aus China aufgetaucht. In der ganzen EU gilt wegen der Vogelgrippe ohnehin ein absolutes Einfuhrverbot für tierische Lebensmittel aus China. Dennoch mahnte Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) eine „doppelte Prüfung“ von Waren aus China an. „Die Erfahrung zeigt, dass am Gesetz vorbei mit hoher krimineller Energie Waren in den europäischen Markt geschmuggelt werden“, sagte Seehofer in einem Interview der „Passauer Neuen Presse“.

Der Melamin-Skandal sei ein rein „chinesisches Problem“, betonte auch Thilo Bode, Geschäftsführer der Verbraucherschutz-Organisation „Foodwatch“, im ZDF-Morgenmagazin. Angesichts vermehrter illegaler Lebensmittelimporte über die Schwarzmeer-Häfen in Osteuropa seien neben Kontrollen allerdings auch politische Maßnahmen gefragt. Bode forderte eine verstärkte Haftung auch von Importeuren und Einzelhändlern für die von ihnen verkauften Produkte.

Der Skandal hatte mit der Entdeckung der Chemikalie in Baby- Milchpulver des chinesischen Herstellers Sanlu begonnen. Eine von den Behörden veranlasste Massenuntersuchung hatte ergeben, dass Proben von 22 Herstellern Melamin enthielten.

China war in den vergangenen Jahren mehrmals wegen verseuchten Lebensmitteln in die Kritik geraten. So starben 2007 zahlreiche Hunde und Katzen in den USA an mit Melamin versetztem Tierfutter. Zu Beginn des Jahres war aus China stammendes verunreinigtes Heparin auf den Weltmarkt gelangt.

 
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