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BRÜSSEL/DEN HAAG
MH 17 von außen durchlöchert
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 09.09.2014 19:16 Uhr

Das Wort, auf das alle gewartet haben, taucht in dem 34-seitigen Bericht gar nicht auf: Rakete. Und doch deutet die Zwischenbilanz zu der Flugzeugkatastrophe am 17. Juli über der Ukraine daraufhin, dass die Boeing 777-200 der Fluggesellschaft Malaysia Airlines abgeschossen wurde.

„Es ist gut zu wissen, dass der Flug normal verlief und die Ursache von außen kam“, kommentierte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte die Veröffentlichung des Papiers, auf das die Angehörigen und Freunde der 298 Todesopfer fast zwei Monate warten mussten. Sie wissen jetzt, dass das 25-köpfige Ermittlerteam unter Leitung des Dutch Safety Board (DSB) zu dem Schluss kommt: „Die ersten Ergebnisse der Untersuchung weisen auf eine externe Ursache hin.“ In dem Bericht heißt es: „Die Art des Schadens, der im Flugzeugrumpf zu beobachten war, passt nicht zu bekannten Betriebsfehlern am Flugzeug, den Triebwerken oder dem System.“ Was passierte also wirklich mit Flug MH 17?

Es ist 12.31 Uhr (Ortszeit) am 17. Juli, als der Jet mit 298 Menschen an Bord vom Flughafen Amsterdam-Schiphol abhebt. Die ersten drei Stunden verlaufen völlig normal. Der Stimmenrekorder verzeichnet keine Warnsignale im Cockpit. Gegen 15.20 befindet sich MH 17 im Osten der Ukraine im Bereich der Flugkontrolle Dnipropetrowsk.

Vielsagende Fakten

Fünfmal rufen die Lotsen den Jet, doch nach dem dritten Mal antwortet die Crew nicht mehr. In fast 11 000 Metern Höhe wird die Maschine um diese Zeit von mehreren „Objekten“ von außen getroffen. Die Beschädigungen sind so gravierend, dass die Boeing auseinanderbricht, explodiert und in Einzelteilen auf die Erde stürzt.

Das nüchterne Drehbuch der Katastrophe schweigt zur Frage, wer für den Abschuss verantwortlich sein könnte. Aber die Fakten sind vielsagend. Viele kleine Einschlagsstellen sind beispielsweise typische Schäden, wie sie bei einem Angriff mit einer Rakete vorkommen, die kurz vor dem Ziel explodiert. Dazu gehören solche Boden-Luft-Geschosse, wie sie die pro-russischen Separatisten noch wenige Tage zuvor öffentlich präsentiert hatten.

Der Versuch Moskaus, ukrainische Abfangjäger für den Abschuss verantwortlich zu machen, ist nach Angaben von Experten durch den Untersuchungsbericht gescheitert. Im Bericht des DSB heißt es deutlich: „Laut den Radar-Daten befanden sich zum Zeitpunkt drei zivile Flugzeuge im selben Kontrollraum wie MH 17. Alle wurden von der Kontrolle in Dnipropetrowsk überwacht. Um 15.20 Uhr war die nächste Maschine 30 Kilometer entfernt.“

Von einem Militär-Jet wird in den Aufzeichnungen nichts erwähnt. Die ukrainische Luftwaffe ist größtenteils mit Maschinen vom Typ Suchoi Su 25 ausgestattet. Dabei handelt es sich um ein 40 Jahre altes Flugzeug, das über keine Stealth-Technologie verfügt, die eine Annäherung ohne Radar-Identifizierung möglich machen würde. Dieses Kampfflugzeug hätte sich darüber hinaus bis auf fünf Kilometer der malaysischen Maschine nähern müssen, um – beispielsweise – auf den Jet schießen und diese Beschädigungen verursachen zu können. Das hätte die Flugkontrolle mitbekommen.

Doch die Ermittler wissen, dass ihre Darstellung nur vorläufig ist. Bisher konnten sie keine Wrackteile untersuchen, weil diese unter Verschluss gehalten werden, die Unglücksstelle nicht zugänglich ist. Das könnte sich ändern, wenn die Fahnder sich demnächst mit den Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten zusammentun. Denn dort weiß man offensichtlich längst mehr.

Der malaysische Premierminister Najib Razak kündigte jedenfalls an: „Uns liegen Geheimdienst-Erkenntnisse zum Schicksal von MH 17 vor, und diese Berichte sind schlüssig.“

 
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