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BERLIN
Merkels Favorit setzt sich durch
CDU/CSU Fraktionssitzung       -  Die Unionsfraktion im Bundestag hat den Chef der baden-württembergischen Landesgruppe, Andreas Jung (43), zum neuen Vizevorsitzenden gewählt.
Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa | Die Unionsfraktion im Bundestag hat den Chef der baden-württembergischen Landesgruppe, Andreas Jung (43), zum neuen Vizevorsitzenden gewählt.
Martin Ferber
Martin Ferber
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:35 Uhr

Die Entscheidung der Landesgruppe Baden-Württemberg fiel eindeutig aus. Bei einer Probeabstimmung am Montagabend sprachen sich 30 Abgeordnete dafür aus, dass ihr Vorsitzender Andreas Jung, seit 2005 direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Konstanz, als Nachfolger von Ralph Brinkhaus neuer stellvertretender Fraktionschef für die Bereiche Finanzen, Haushalt und Kommunalpolitik werden soll. Drei Abgeordnete stimmten gegen Jung, zwei enthielten sich.

Und obwohl der ausgewiesene Umwelt-, Klima- und Europapolitiker bislang nicht als Experte für Haushalt und Finanzen aufgefallen war, konnte sich der 43-Jährige prominenter Unterstützung sicher sein. Hinter ihm standen nicht nur die Bundeskanzlerin und die Fraktionsführung, sondern auch alle wichtigen Landesgruppen.

Zwei Kandidaten für einen Posten

Aber auch die Entscheidung der Arbeitsgruppe Finanzen in der Unionsfraktion fiel eindeutig aus. Einmütig nominierte sie bei einer Sitzung den Finanzexperten Olav Gutting, seit 2002 direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Bruchsal-Schwetzingen, als ihren Kandidaten für die Nachfolge von Brinkhaus, nachdem sie sich schon bei einer Klausurtagung in München in der vergangenen Woche für Gutting ausgesprochen hatte. Auch der 47-Jährige hatte wichtige Fürsprecher, seine Kandidatur unterstützten unter anderem der einflussreiche Parlamentskreis Mittelstand mit dem Hohenloher Abgeordneten Christian von Stetten an der Spitze.

Und schließlich gab es auch noch den Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses, den Haushaltsexperten Axel E. Fischer, seit 1998 direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Karlsruhe-Land, der in der vergangenen Woche seine Kandidatur angekündigt hatte, am Dienstag aber zugunsten von Gutting verzichtete.

So kam es bei der Sitzung der Unionsfraktion, wie es kommen musste. Wie schon bei der Wahl des Fraktionschefs vor genau zwei Wochen gab es zwei Kandidaten für einen Posten. Wie vor zwei Wochen stand einem Vertreter des Establishments ein Herausforderer aus den Reihen der Fraktion gegenüber.

Brinkhaus hält sich bedeckt

Der neue Fraktionschef Ralph Brinkhaus, der selber vor 14 Tagen als krasser Außenseiter gegen Amtsinhaber Volker Kauder angetreten war und diesen aus dem Amt verdrängt hatte, gab sich vor der Abstimmung, an der nur die 200 CDU-Abgeordneten, nicht aber der CSU-Teil der Fraktion teilnahmen, bedeckt. Er wollte sich öffentlich weder auf Jung noch auf Gutting festlegen. Man werde das „sehr demokratisch und sehr fair regeln“, sagte er. Gleichwohl wurde nach Information dieser Redaktion in den letzten Tagen von verschiedenen Seiten massiv Druck auf Gutting ausgeübt, seine Kandidatur zurückzuziehen.

Am Ende blieb der neuerliche Aufstand der Fraktion aus. Es siegte der haushohe Favorit Andreas Jung, der nicht nur dem liberalen Flügel der Partei angehört, sondern auch bereits seit langem ausdrücklich für einen schwarz-grünen Kurs der Mitte wirbt. 135 Abgeordnete gaben ihm ihre Stimme, der eher konservative Gutting hingegen, der in der Vergangenheit sowohl die Euro-Rettungspolitik wie die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin scharf kritisiert hatte, erhielt 41 Stimmen.

 
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