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GÖTTINGEN
„Mehr Kontrolle bei Organspende“
Vertrauen zurückgewinnen, drastische Strafen und bessere Kontrollen: Im Skandal um mögliche Manipulationen bei Organtransplantationen haben Mediziner, Verbände und Politiker Konsequenzen gefordert.
Transportbox für Organe: Der Skandal in der Göttinger Uniklinik hat eine Debatte über Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen ausgelöst.
Foto: dpa | Transportbox für Organe: Der Skandal in der Göttinger Uniklinik hat eine Debatte über Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen ausgelöst.
dpa
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:47 Uhr

Indes schweigt der verdächtige ehemalige Oberarzt der Uniklinik Göttingen. Er hat sich einen Verteidiger genommen und die Möglichkeit, sich zu äußern, bislang nicht genutzt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig am Sonntag. Der Uniklinik zufolge hat der Arzt die Vorwürfe nie zugegeben.

Der Mediziner steht unter Verdacht, Akten gefälscht und so dafür gesorgt zu haben, dass die eigenen Patienten beim Empfang von Spenderlebern bevorzugt wurden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft könnten die Ermittlungen gegen den 45-Jährigen noch Monate dauern.

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Nach Bekanntwerden des Falls wird der Ruf nach besseren Kontrollen lauter. Mehrere Politiker forderten am Wochenende ein Vier-Augen-Prinzip bei der Übermittlung von Daten.

„Ich verfolge die Idee, dass ein Laborarzt die Daten, die Eurotransplant geschickt werden, noch einmal prüfen sollte“, sagte der Chef der Ständigen Kommission Organtransplantation, Hans Lilie.

Für ein Vier-Augen-Prinzip sprach sich auch der ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Essen und Mitglied des Ethikrates, Eckhard Nagel, aus. Zudem brachte er den Vorschlag ins Spiel, weniger Transplantationszentren zu haben, die besser überprüfbar seien.

Der Präsident der Organvermittlungsstelle Eurotransplant, Bruno Meiser, befürwortete stichprobenartige Kontrollen der Transplantationszentren. „Jedes postmortal gespendete Organ ist einmalig, ein Akt der Nächstenliebe über den Tod des Spenders hinaus“, sagte Meiser.

Gegen ein Vier-Augen-Prinzip wandte sich hingegen der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst. „Das ist für manche Entscheidungen nicht günstig und praktisch auch nicht immer machbar“, sagte er.

Windhorst ist auch Mitglied der Kommission Organtransplantation. In einer Pressemitteilung bezeichnete Windhorst den Organspendeskandal als einen „Super-Gau“ für das Vertrauen der Menschen.

Derweil wies die Göttinger Klinik Vorwürfe zurück, bei der Personalwahl des Mediziners unachtsam gehandelt zu haben. Laut „Süddeutscher Zeitung“ war in der Vergangenheit bereits gegen den Arzt ermittelt worden, weil er eine für das Klinikum Regensburg vorgesehene Spenderleber nach Jordanien brachte.

Ein Sprecher der Göttinger Universitätsmedizin erklärte: „Das haben wir nicht gewusst, das war weder aus den Zeugnissen noch sonst wie erkennbar“, sagte er. Die Uniklinik habe nach ersten Verdachtsmomenten schnell reagiert und den Arzt suspendiert.

Die Klinik hatte sich im Dezember von dem Mediziner getrennt. Grund sei ein anonymer Hinweis an die Deutsche Stiftung für Organspende gewesen, wonach an der Uniklinik Göttingen Organe verkauft würden. Er sei im November vom Dienst suspendiert worden.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird auch ein möglicher Tantiemenvertrag des Mediziners in die Frage nach dem Motiv sicher mit in die Ermittlungen einfließen.

Das Arbeitsverhältnis sei beendet worden, weil das Vertrauensverhältnis erschüttert gewesen sei, sagte ein Kliniksprecher. Er habe nicht darüber informiert, dass er in der Angelegenheit ein Gespräch mit der Bundesärztekammer geführt hatte. Die Uniklinik habe in der Folge alle Unterlagen geprüft. „Bei uns sind keine unregelmäßigen Gelder geflossen.“

 
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