Björn Friedrich, Medienpädagoge aus Augsburg, arbeitet bei der Facheinrichtung „Studio im Netz“ in München und führt dort Seminare für Kinder, Jugendliche und Multiplikatoren durch.
Daneben ist er freiberuflicher Referent, Lehrbeauftragter an der Universität Augsburg und Co-Autor von „Das Elternbuch zu WhatsApp, Facebook, YouTube & Co.“ (O?Reilly Verlag, 2014). Im Interview bewertet er Snapchat aus Sicht eines Pädagogen.
Björn Friedrich: (lacht) Leider nicht, ich hatte Probleme mit der Software.
Friedrich: Nein, ich bin dort als Medienpädagoge und aus privatem Interesse unterwegs. Ich zeige nichts wirklich Privates, achte beispielsweise darauf, von meinen Kindern keine Bilder zu teilen. Bei Nutzung der Neuen Medien ist es wichtig, eigenverantwortlich damit umzugehen und zu überlegen, was man wo guten Gewissens teilen kann.
Friedrich: Ich glaube, es ist vor allem die Story-Funktion, in der viele Prominente Bilder und Videos teilen. Und natürlich ist es dem Hype geschuldet, der gerade aus den USA rüberschwappt. Snapchat hat zudem viele Funktionen, die es so noch nicht gab, zum Beispiel das Verfallsdatum bei Nachrichten, diese grafischen Elemente und Spielereien wie Filter. Diese Gesamtheit macht den Dienst spannend und witzig, deshalb ist er momentan so populär. Hinzu kommt: Es ist eine reine Handy-App ohne Web-Oberfläche. Das ist für ältere Anwender eher ungewöhnlich, aber für die Jungen ist das überhaupt kein Problem, da sie zunehmend nur noch mobil im Netz sind.
Friedrich: Mich persönlich stört es mehr, wenn sich der Handyspeicher durch die vielen geteilten Bilder und Videos füllt. Snapchat räumt von selber auf. Allerdings ist fraglich, ob der Dienst alles löscht oder ob Daten nicht doch für Werbung und Ähnliches verwertet werden. Weiter bedient die App die Spiel- und Experimentierfreude von Jugendlichen. Sie können sich in Snapchat noch frei von den Eltern bewegen. Zwar werden auf Snapchat auch immer mehr Werber aktiv, aber das ist trotzdem noch ein relativ eigenständiges Medium.
Friedrich: Die Gefahren sind eigentlich die gleichen, die sonst im Netz auch anzutreffen sind. Online muss man immer aufpassen, mit wem man Kontakt hat und für wen man welche Daten veröffentlicht. Neue Punkte sehe ich bei Snapchat nicht.
Friedrich: Snapchat ist im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken wie Youtube oder Instagram noch näher dran, noch unmittelbarer, noch schneller und momentan auch neuer und spannender. Das nutzen Promis, um sich als Star zum Anfassen zu präsentieren. Je größer die Berühmtheit der jeweiligen Person, desto größer ist auch die Inszenierung. Es wird nicht jedes Foto geteilt, sondern es werden mehrere Aufnahmen gemacht, bis das perfekte Bild dabei ist. Da muss man immer eine gewisse Skepsis an den Tag legen.