Nach der Aufregung über Facebooks Psychoexperiment gießt die Partnerbörse OkCupid Öl ins Feuer und enthüllt eigene Versuche mit Nutzerdaten. Bei einem davon wurde Mitgliedern angezeigt, dass sie den Algorithmen zufolge besser zueinanderpassten als eigentlich errechnet. OkCupid habe damit testen wollen, wie stark solche Empfehlungen das Verhältnis der Menschen beeinflussen, hieß es am späten Montag in einem Blogeintrag. Er trug den provokanten Titel „Wir experimentieren an Menschen!“.
Bei anderen Experimenten seien Fotos und Profilinformationen ausgeblendet worden. Die Nutzer seien anschließend über die Versuche aufgeklärt worden, hieß es.
Facebook hatte mit einem Experiment für Aufruhr gesorgt, bei dem Mitgliedern künstlich mehr positive und negative Beiträge in dem Nachrichtenstrom angezeigt wurden. Dabei sollte getestet werden, wie die unterschiedliche Stimmung auf die Nutzer abfärben würde.
Bei OkCupid wurde Mitgliedern mit einer von der Software ermittelten Übereinstimmung von 30 Prozent angezeigt, sie passten angeblich sehr gut zueinander mit einem Wert von 90 Prozent. Man habe testen wollen, „ob Leute einander mögen, nur weil sie denken, das müsse so sein“, schrieb OkCupid-Manager Christian Rudder. Das trat auch ein: Die Nutzer in dem Versuch tauschten deutlich mehr Nachrichten aus als sonst bei einem Übereinstimmungswert von 30 Prozent. Bei den Versuchen sei es darum gegangen, den Service besser zu machen und die Nutzer besser zu verstehen, betonte Rudder.
In einem anderen Testfall wurden im Januar 2013 zum Start einer neuen App für sieben Stunden alle Profilbilder ausgeblendet. In dieser Zeit hätten die Nutzer mehr und tiefgründiger miteinander kommuniziert und schneller Kontaktinformationen ausgetauscht.