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Machtwechsel in Indien?
Narendra Modi, aussichtsreicher Premierministerkandidat in Indien
Foto: afp | Narendra Modi, aussichtsreicher Premierministerkandidat in Indien
reda
 |  aktualisiert: 07.04.2014 19:30 Uhr

Die größte Demokratie der Welt steuert auf einen Machtwechsel zu. Die Menschen in Indien leiden unter dem geringen Wirtschaftswachstum, sie ärgern sich über milliardenschwere Bestechungsskandale und schimpfen auf die hohe Inflation. Nach zehn Jahren haben sie genug von der Kongresspartei. Die alte große Partei Indiens wirkt müde und verbraucht, wie Felix Schmidt von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung schreibt.

„Wir brauchen jemanden, der endlich mal richtig durchregiert, die Korruption beseitigt und ausreichend Jobs für die jungen Menschen schafft“, meint Student Avinash Gupta (22). Indiens Nachbar China schreite in Asien voran, während der Subkontinent immer weiter hinterherhinke. Da stimmt auch der angehende Beamte Ajay Mann (24) mit ein. „Der nächste Premierminister soll mehr Industrie ansiedeln und Entwicklung bringen.“

Beide werden bei der Parlamentswahl, die bis zum 12. Mai dauert, für die größte Oppositionspartei stimmen, die hindu-nationalistische BJP – vor allem wegen des Premierministerkandidaten Narendra Modi. Der charismatische und machohafte 63-Jährige steht derzeit an der Spitze des Bundesstaates Gujarat und hat sich einen Namen als Wirtschaftsförderer und effektiver Verwalter gemacht.

Demgegenüber wirkt Premierminister Manmohan Singh, mittlerweile 81 Jahre alt, wie erstarrt. Allerdings geht er nicht mehr ins Rennen; stattdessen wird die Kongresspartei von Rahul Gandhi (43) angeführt, einem Spross der mächtigen Nehru-Gandhi-Familie. Diese hatte die Geschicke des Riesenreichs mit mittlerweile 1,2 Milliarden Menschen die meiste Zeit der vergangenen sieben Jahrzehnte geführt.

Jeder Machtwechsel seit der Unabhängigkeit 1947 gelang demokratisch und friedlich. Die Wahlkommission genießt ein hohes Ansehen, gilt als unbestechlich und agiert „mit bewundernswerter Professionalität“, wie die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung schreibt. Allerdings hatte sie noch nie eine derartige Herkulesaufgabe wie diesmal zu bewältigen: Fast 815 Millionen Menschen dürfen abstimmen – das können weder die Wahlhelfer noch die Sicherheitskräfte an einem einzigen Tag stemmen.

Im Wahlkampf spielte neben der Wirtschaftskompetenz der Kandidaten auch ein Ereignis eine zentrale Rolle, das wie ein großer dunkler Fleck an Modis Weste haftet. Unter seinen Augen geschah 2002 ein Massaker, bei dem in Gujarat mehr als 1000 Menschen ermordet wurden, überwiegend Muslime. Modi wies stets alle Anschuldigungen von sich, dabei als Regierungschef des Bundesstaates weggeschaut oder gar zu dem Morden angestachelt zu haben. Trotzdem fürchten viele, dass bei einem Sieg Modis die Spannungen zwischen Hindus, Muslimen, Sikhs, Christen und Buddhisten aufbrechen könnten.

Die Kongresspartei betonte unablässig, Indien müsse ein geeinigtes Land bleiben, in dem alle Kasten und Religionen friedlich zusammenleben. Daneben hat sich Rahul Gandhi die Stärkung der Frauen auf die Fahne geschrieben. Die große Unbekannte in den Wahlen ist die junge Antikorruptionspartei Aam Aadmi Party (AAP), also die Partei des einfachen Mannes. Ihr Anführer Arvind Kejriwal kämpft unermüdlich gegen Korruption sowie die Verflechtung von Wirtschaft und Politik.

 
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