Der Machtwechsel in der Südkaukasusrepublik Georgien ist perfekt. Nach dem Sieg seines Kandidaten Georgi Margwelaschwili bei der Präsidentenwahl kontrolliert Regierungschef Bidsina Iwanischwili künftig die Politik in dem Land am Schwarzen Meer, das einen Beitritt zu EU und NATO anstrebt. Das Nachbarland Russland, das zu der Ex-Sowjetrepublik keine diplomatischen Beziehungen unterhält, und die Europäische Union gratulierten zum ersten demokratischen Wechsel an der Staatsspitze. Damit endet die Ära von Michail Saakaschwili. Der noch amtierende Präsident, der vor zehn Jahren mit der Rosenrevolution die Führung übernommen hatte, räumte die Niederlage seines Kandidaten ein.
Die litauische Staatschefin und aktuelle EU-Ratspräsidentin Dalia Grybauskaite lobte am Montag, mit der Abstimmung habe Georgien „einen weiteren Demokratietest“ bestanden. Positive Töne kamen auch aus Russland. „Es stellt sich nun durchaus die Frage nach einer Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen“, sagte Außenminister Sergej Lawrow der Agentur Interfax. Der erste Schritt müsse aber von Tiflis kommen.
Das Verhältnis ist seit dem blutigen Südkaukasuskrieg 2008 schwer zerrüttet. Damals erkannte Russland die Unabhängigkeit der von Georgien abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien an. Bei der Abstimmung am Vortag hat Margwelaschwili nach Auszählung fast aller Wahlzettel mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Der frühere Bildungsminister erhielt 62,12 Prozent der Stimmen und damit die notwendige absolute Mehrheit, wie die Wahlkommission in Tiflis nach Auswertung von fast 100 Prozent der Wahlzettel mitteilte.