Nach den ausländischen Diplomaten verlassen nun auch Tausende Einheimische das nordafrikanische Krisenland Libyen. Wegen der eskalierenden Kämpfe verfeindeter Milizen in der Hauptstadt Tripolis überquerten nach Angaben der tunesischen Nachrichtenagentur TAP vom Dienstag allein am Vortag 6000 Menschen die Grenze. Auch viele in Libyen stationierte ausländische Diplomaten waren zuvor nach Tunesien ausgereist. In Tripolis sollten Löschflugzeuge derweil einen Großbrand bekämpfen.
Begonnen hatte die Massenflucht mit der Evakuierung der US-Botschaft aus Libyen in der Nacht zum Samstag. Deutschland und viele andere Länder folgten diesem Beispiel und zogen ihre Diplomaten ab. Frankreich bereitete die Ausreise der weniger als 100 Franzosen aus Libyen vor. Sie sollten mit einem Schiff die Hauptstadt Tripolis verlassen.
Hilfe aus Italien
Derweil bekam die libysche Übergangsregierung Hilfe aus Italien, um gegen einen Großbrand in einem Benzin- und Gasdepot in Tripolis vorzugehen. Die Regierung teilte mit, dass in Zusammenarbeit mit der italienischen Regierung und dem italienischen Ölkonzern Eni sieben Löschflugzeuge eingesetzt wurden, um die Feuerwehr vor Ort zu unterstützen. Zugleich wurden kämpfende Milizen aufgefordert, ihre Schusswechsel einzustellen.
Der Brand brach aus, nachdem bei Gefechten rivalisierender Gruppen in der Nacht zum Montag eine Rakete in das Depot des Brega Öl- und Gasunternehmens eingeschlagen war. Am Dienstag folgte ein weiteres Geschoss. Anwohner innerhalb eines Radius von fünf Kilometern wurden aus Sorge vor gigantischen Explosionen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Insgesamt sollen in der Anlage 90 Millionen Liter Benzin gelagert sein.
Militärflugzeug abgestürzt
Seit die Kämpfe vor zwei Wochen zwischen Milizen aus Al-Sintan und Misrata begannen, wurden laut lokalen Medien in der Hauptstadt etwa hundert Menschen getötet und mehr als 400 verletzt. Die bewaffneten Gruppen hatten einst als Revolutionsbrigaden den Aufstand gegen Muammar al-Gaddafi angeführt und kämpfen nun für eigene Interessen.
In der Hafenstadt Bengasi, wo der pensionierte Generalmajor Chalifa Haftar mit Hilfe abtrünniger Soldaten eigenmächtig gegen islamistische Milizen vorgeht, stürzte offenbar ein Militärflugzeug aufgrund eines technischen Defekts ab. Der Pilot habe sich mit dem Schleudersitz retten und das Flugzeug in die Richtung eines unbewohnten Gebietes steuern können, hieß es.