Wer hätte gedacht, das Indiana so wichtig würde im Rennen um die republikanische US-Präsidentschaftskandidatur? Die heutige Vorwahl im Sechs-Millionen-Einwohner-Staat ist die letzte Hoffnung, dem konservativen Spitzenreiter Donald Trump vor dem Nominierungsparteitag noch einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Für seinen Hauptgegner Ted Cruz geht es um alles oder nichts: Vom Riesenstaat Kalifornien abgesehen werden nirgends mehr so viele Delegierte vergeben wie in Indiana; wenn Cruz seine sieche Kampagne noch einmal beleben will, muss er es hier tun. Anhänger hoffen auf einen Coup, aber die Chancen stehen nicht allzu gut – und die NeverTrump-Fraktion hat schon zu ziemlich verzweifelten Maßnahmen gegriffen.
Cruz ist nicht in einer Position, in der man Ämter verteilen sollte: Er hat mathematisch keine Chance mehr, sich die Nominierung aus eigener Kraft zu sichern. Als er vergangene Woche seine ehemalige Rivalin Carly Fiorina als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft vorstellte, war das nicht nur ein beispiellos früher Schritt. Es wurde auch weithin als Verzweiflungsgeste gesehen, um für Indiana noch einmal mediale Aufmerksamkeit zu generieren.
Indiana ist so zentral für die Anti-Trump-Bewegung, dass der abgeschlagene zweite Verfolger, Ohios Gouverneur John Kasich, Cruz zugesagt hat, dort keine Wahlkampfauftritte zu absolvieren, um Cruz keine Stimmen zu nehmen. Zur Wahlempfehlung an den Konkurrenten konnte er sich freilich nicht durchringen, und das könnte zum Problem werden: Kasich liegt in Indiana bei 17 Prozent; dieses Stimmenpotenzial wird Cruz brauchen, um zu Trump aufzuschließen. Zuletzt schlich er dem Immobilienmogul mit 33,8 zu 41,6 Prozent hinterher.