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Leitartikel: Deutschland hat zu lange gewartet
Lena Berger
 |  aktualisiert: 03.10.2014 19:21 Uhr

Im März wurden aus Guinea die ersten Ebola-Fälle gemeldet. Von dort breitete sich das Virus nach Liberia, Sierra Leone, nach Nigeria und schließlich in den Senegal aus. Mit der Nachricht über den ersten Infizierten in den USA hat die Krankheit eine globale Dimension erreicht.

Dabei haben sich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit Beginn des Ausbruchs bis Ende September rund 6200 Menschen angesteckt, fast 3000 sind gestorben – wobei eine hohe Dunkelziffer zu befürchten ist. Die WHO hat die Befürchtung, dass die Zahl der Ebola-Infizierten in Westafrika bis Anfang November auf mehr als 20 000 steigen könnte.

Deutschland hat als reiche Industrienation die politische und humanitäre Verantwortung, den armen Ländern Afrikas zu helfen. Die Bundesregierung hat zu lange gewartet und muss jetzt schnell und entschlossen in die Ebola-Hilfe einsteigen. Monatelang stimmten sich die einzelnen Ministerien untereinander ab, aber viel mehr als Sachstandsberichte und das Versprechen, die finanzielle Hilfe gegen Ebola aufzustocken, kam nicht heraus – und das, obwohl Hilfsorganisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ oder das Rote Kreuz schon seit langem vor den Dimensionen der Krankheit warnten.

Erst als die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf sich in einem verzweifelten Brief direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel wandte, kam Bewegung in die Sache. Und nachdem US-Präsident Barack Obama ankündigte, 3000 Soldaten in die Ebola-Gebiete zu schicken, ist auch die Bundesregierung aktiv geworden und folgte dem amerikanischen Beispiel.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen startete bei der Bundeswehr einen Aufruf zur freiwilligen Hilfe in den westafrikanischen Ebola-Gebieten. 48 Stunden später hatten sich bereits über 2000 Bewerber gemeldet. Der Aufruf der Verteidigungsministerin war ein Schritt in die richtige Richtung, aber längst überfällig. An der großen Resonanz merkt man, wie sehr das Thema beschäftigt. Erklärungen hat es seitens der Politiker genug gegeben.

Ebola ist längst nicht nur eine Bedrohung für Afrika, sondern auch für die Industrienationen geworden. Die Weltbank warnt vor katastrophalen wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Länder. Die Epidemie werde die schon ohnehin wirtschaftlich fragilen Länder weiter schwächen. Lebensmittelknappheit und Panikkäufe lassen die Preise steigen. Laut der Welthungerhilfe drohe in Sierra Leone eine Hungersnot, die dramatischer ausfallen könnte als die Krankheit selbst. Diesen Problemen Herr zu werden, wird für die westlichen Länder weitaus teurer.

Dieser Ebola-Ausbruch ist nicht der erste in der Region. Es wurde aber versäumt, in die Bereiche Bildung und medizinische Infrastruktur zu investieren. Mit Geld oder medizinischem Material allein ist den Menschen dort momentan nicht zu helfen. Ebenso wenig mit Soldaten, die Quarantänezonen bewachen. Was wirklich fehlt, ist ausgebildetes Personal, das die Bevölkerung nachhaltig über Ebola aufklärt. Nur wenn die Leute wissen, wie sie mit ihren Angehörigen umgehen müssen, die an Ebola erkrankt sind und die Arbeit der Hilfsorganisationen akzeptieren, lässt sich die Krankheit eindämmen. Soforthilfe ist wichtig, aber noch wichtiger ist, dass Guinea, Liberia und Sierra Leone mit ihren Problemen in den nächsten Jahren von der Weltgemeinschaft nicht vergessen werden und die Unterstützung weiterläuft.

 
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