Moritz Bleibtreu (47) stand bereits als Kind vor der Kamera. In den 90er Jahren wurde er zum Star durch Filme wie „Stadtgespräch“, „Knockin? on Heaven?s Door“ oder „Lola rennt“. 2001 erhielt er den Deutschen Filmpreis für seine Rolle in Fatih Akins „Im Juli“. Nun ist er an der Seite von Iris Berben in der neuen Krimi-Reihe „Die Protokollantin“ zu sehen. Im Gespräch erzählt er von Berben, Krimis und seiner Karriere.
Moritz Bleibtreu: In diesem Fall hat der Oliver Berben, Iris? Sohn, einfach bei mir angerufen. Er ist ja Filmproduzent, und uns verbindet über die Serie „Schuld“ schon eine langjährige Zusammenarbeit. Ich habe mich dann mit Nina Grosse, der Regisseurin, getroffen. Sie ist hochintelligent und das Drehbuch war auch sehr gut.
Bleibtreu: Es geht vor allem um Schuld und den Umgang damit. Und wie schwer es ist, wenn man sich für etwas schuldig fühlt, im Leben weiterzukommen und loszulassen. Das verbindet den von mir gespielten Bruder mit der Hauptfigur, die auf ihre Art und Weise genauso empfindet. Es geht insgesamt um eine große Lebenslüge.
Bleibtreu: Das ist nur dem Zufall geschuldet, dass es da plötzlich diese auf uns zugeschnittenen Rollen gab. Aber ich kenne Iris schon seit meinem zehnten Lebensjahr, weil sie mit meiner Mutter befreundet war.
Bleibtreu: Entzückend!
Bleibtreu: Ja, sehr gerne. Krimi ist eines meiner Lieblingsgenres.
Bleibtreu: Ich habe schon früher sehr gerne Thriller und Krimis gelesen. Die ganzen Klassiker von Agatha Christie über Edgar Allen Poe bis zu Raymond Chandler. Ich mag dieses Kopfspiel, das bei Krimis entsteht.
Bleibtreu: Das kann ich so nicht nachvollziehen.
Bleibtreu: Nein, das ist weltweit so. Wenn es überhaupt Länder mit einem besonderen Stil bei Krimis gibt, dann sind das die skandinavischen. Die Könige der Hammermorde sind die Skandinavier.
Bleibtreu: Das habe ich genau so gemeint. Ich weiß nicht mehr genau, in welchem Zusammenhang ich das gefragt wurde, aber das ist gut ausgedrückt. So begreife ich meinen Beruf. Das ist eine Berufung, und ich versuche ihn nicht mit dem gleichen sinnlosen Existenzialismus zu leben, wie das in den Zeiten meiner Mutter der Fall war. Ich versuche mich selbst und andere durch meinen Beruf zu erfreuen.
Bleibtreu: Das ist, Punkt a, die Realitätsflucht. Denn das Leben ist ja oft grau genug. Punkt b ist das ein tolles Mittel der Verständigung. Denn ich glaube nicht an die Wirkung von Kritik. Die ändert nichts. Ich glaube, dass Geschichten die große Kraft und Möglichkeit haben, Dinge nicht direkt benennen zu müssen. Sie müssen nicht mit dem Finger auf etwas zeigen. Das kann ein sehr hilfreiches Mittel sein. Außerdem bieten uns Geschichten die Möglichkeit, uns Grenzerfahrungen zu nähern, ohne sie erleben zu müssen. Warum gucken wir uns Geschichten über den Tod an? Weil wir über diese Geschichten lernen können.
Bleibtreu: Die Bibel ist die wichtigste Geschichte überhaupt. Damit fängt ja quasi alles an.
Bleibtreu: Ja.
Bleibtreu: Nein, nie. Ich kann nicht sagen, warum das so war. Aber irgendetwas sagte in mir: Schauspieler, das ist es.
Bleibtreu: Ach, ich glaube, so kann man das nicht sagen. Ich bin ein bisschen so und ein bisschen so. Aber kopflos bin ich sicherlich nicht. Ich bringe die Organisation meines Alltags ganz gut auf die Reihe.
Bleibtreu: Auf die Straße würde ich gehen, um das Internet abzuschaffen. Wenn jemand dafür eine Initiative gründen würde, wäre ich der Erste, der unterschreibt.
Bleibtreu: Weil das Internet zu viel Einfluss auf die Menschen nimmt.