Die Menschenrechtsorganisation Amnesty international beklagt systematische Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Südsudan. Sowohl Rebellen als auch Regierungstruppen seien für erschreckende Grausamkeiten in dem Bürgerkrieg verantwortlich, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Zivilisten würden allein wegen ihrer vermeintlichen ethnischen Herkunft getötet. Kinder und Schwangere seien vergewaltigt und Pflegebedürftige in Krankenhausbetten erschossen worden. Unvorstellbare Gewalt sei an der Tagesordnung.
Bei Nachforschungen im März hätten Mitarbeiter von Amnesty zerstörte Gesundheitseinrichtungen, Lebensmittelverteilstationen und Massengräber entdeckt. „Unsere Experten haben an manchen Orten Skelette und verwesende Leichen gefunden, die von Hunden gefressen wurden“, heißt es im Bericht. In der Stadt Bor seien in fünf Massengräbern 530 Leichen gefunden worden. Zivilisten seien auch in Kirchen, Moscheen, Krankenhäusern und UN-Lagern angegriffen und getötet worden.
Durch die anhaltende Gewalt drohe dem Südsudan eine Hungersnot, weil Flüchtlinge nicht zum Säen auf ihr Land zurückkehrten, warnte AI. Die Versorgung der Vertriebenen mit Lebensmitteln und Medikamenten werde absichtlich verhindert. Bei Angriffen auf Hilfsorganisationen in verschiedenen Regionen seien schon mindestens drei Mitarbeiter getötet worden, hieß es.
Vergangene Woche hatte UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay erklärt, der Südsudan stehe „am Rand einer Katastrophe“. Weder die politische Führung des Landes, die sich persönlichen Machtkämpfen widme, noch die internationale Gemeinschaft erkennten offenbar die Gefährlichkeit der Lage. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnte vor einem Völkermord wie 1994 in Ruanda.