Der Freispruch wird den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff nach Einschätzung des Kommunikationswissenschaftlers Hans Mathias Kepplinger in der Bevölkerung nicht rehabilitieren. „Wir wissen aus einer Vielzahl von vergleichbaren Fällen, dass auch ein Freispruch, den Verdacht, dass er falsch gehandelt hat, nicht von Wulff beseitigen wird“, sagte der Forscher aus Mainz. Die Medien nähmen dabei eine wichtige Rolle ein. Sie hätten kein Interesse daran, öffentlich zu dokumentieren, „dass sie Wulff zu Unrecht aus dem Amt getrieben haben“. „Auch deshalb kommt die Rehabilitation nie in der Bevölkerung an.“
Wie Wulff wertet auch Kepplinger die Vorwürfe als „ehrabschneidend“. „Es waren zum größten Teil sogar Verleumdungen“, sagte Kepplinger. Zwar habe Wulff falsch gehandelt, „das kann man nicht bestreiten“, aber ein Großteil der Vorwürfe habe sich als falsch herausgestellt. „Trotzdem werden auch diese Behauptungen an ihm haften bleiben.“
Eine zweite politische Karriere von Wulff hält Kepplinger für ausgeschlossen, „zumindest in Deutschland oder Europa“. „Welches Amt sollte er anstreben? Er hatte das höchste deutsche Amt und ist gescheitert. Politisch könne Wulff höchstens bei den Vereinten Nationen in New York oder in Asien Fuß fassen. Durchaus denkbar sei in Deutschland aber eine neue Karriere für Wulff in der Wirtschaft oder sogar in der Justiz. Kepplinger: „Das halte ich für möglich, etwa als Anwalt in einer großen Kanzlei.“
Die Kosten für das Wulff-Verfahren, das 14 Verhandlungstage dauerte, in denen 26 Zeugen befragt wurden, sind immens. Offizielle Zahlen gibt es dazu noch nicht. Wulffs Verteidiger sprach in seinem Plädoyer von „mehreren Millionen Euro“. Die Kosten muss die Staatskasse tragen.