Im Winter wird oft im Übermaß genascht und der ein oder andere hat seit Weihnachten auch ein Kilo zu viel auf der Waage. Wie gut, dass am Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt. Die nützen viele Menschen, um aus gesundheitlichen Gründen Bauch und Geist zu reinigen. Andere verzichten aus religiösen Gründen auf Genussmittel wie Alkohol oder Schokolade. Anna Cavelius, Wissenschaftsautorin mehrerer Ratgeber und Sachbücher zum Thema Ernährung, gibt Tipps zum Fasten.
Anna Cavelius: Fasten ist ein uralter religiöser Brauch, er kommt in allen Weltreligionen vor. Der Körper soll damit vor Festen quasi gereinigt werden. Manche fasten, um ein paar Pfunde zu viel loszuwerden, andere wollen sich mal etwas Gutes tun. Viele erleben das Fasten als Entgiftungskur, bei der man sich gründlich von Innen reinigen kann und zwar nicht nur auf der körperlichen, sondern auch auf der seelischen Ebene. Mit Fasten kann man sich eine Auszeit vom stressreichen Alltagstrubel nehmen. Man kann damit eine Ernährungsumstellung einleiten und etwas für seine Gesundheit tun, zum Beispiel bei Darmproblemen, Unverträglichkeiten, ernährungsbedingten Beschwerden wie Gicht oder auch Rheuma und sogar bei Krebs.
Cavelius: Fasten stärkt nachweislich das Immunsystem und es macht auch optisch schöner, indem das Bindegewebe straffer und die Haut strahlender werden. Man kann sich in einer Fastenzeit natürlich auch gut wieder sortieren. Nicht wenige schlagen nach einer Fastenzeit neue Wege ein – beruflich oder privat, weil sie in dieser Zeit wieder zu sich gekommen sind.
Cavelius: Ja, in der Fastenzeit selbst nimmt man ab. Wenn man gleichzeitig einen aktiven Alltag pflegt und dies auch in der Zeit danach beibehält und sich gleichzeitig gesund und bewusst ernährt, kann man das erreichte Gewicht auch gut halten.
Cavelius: Eigentlich handelt es sich bei diesen Ernährungsweisen nicht um Fastenmethoden, sondern um Diäten. Beim klassischen Fasten lebt man ausschließlich aus sich selbst heraus und nimmt nur kalorienfreie Getränke zu sich. Es gibt aber auch Varianten, wie Hildegard-Dinkel-Fasten oder Säure-Basen-Fasten, wo man auch – allerdings sehr reduziert – Mahlzeiten zu sich nimmt.
Cavelius: Ich kenne viele Menschen, die absolut davon überzeugt sind und sich fitter und stärker nach ihrem grünen Smoothie fühlen. Letztlich ist es aber Geschmackssache. Der gesunde Bitterstoffgehalt der Smoothies, der vor allem die Leberfunktionen stärkt und damit auch Entgiftungsprozesse fördert, ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Insofern würde ich sagen, die grünen Smoothies sind eher etwas für Fortgeschrittene und Gesundheitsfreaks, die sich etwas Gutes tun wollen.
Cavelius: Die ausgewählte Fastenkur muss zu mir und meinem Alltag passen. Ein Berufstätiger oder ein Elternteil mit Kindern zu Hause wird sich mit einer klassischen Heilfastenkur nicht so leicht tun, wenn er sich nicht eine Woche Urlaub dazu nimmt. Schwierig ist es immer, wenn man noch für andere Familienmitglieder kochen muss. In dem Fall ist zum Beispiel alternierendes Fasten zu empfehlen – also ein Tag essen, ein Tag fasten – oder man macht eine Fastenkur, in der gegessen werden darf und peppt die Mahlzeiten für die anderen Familienmitglieder etwas gehaltvoller auf.
Cavelius: Üblicherweise dauert das Fasten zwischen fünf und zehn Tagen. Prinzipiell kann jeder gesunde Erwachsene fasten. Wer gesundheitliche Probleme hat, sollte lieber mit ärztlicher Begleitung fasten.
Cavelius: Aber das Hildegard-Fasten hat eine lange Geschichte und ist seit Jahrhunderten bewährt als klassische Ausleitungskur und als begleitendes Therapeutikum bei verschiedenen Beschwerden wie Verdauungsprobleme, Beschwerden des rheumatischen Formenkreises, Herz-Kreislaufproblemen, Hautkrankheiten oder auch Beschwerden der Atemorgane. Außerdem betonte die große Naturheilärztin den Wert des Fastens als Weg zur Selbstbesinnung und zur Neuorientierung.
Cavelius: Am besten schließen Sie sich einer Fastengruppe an, das macht den Einstieg superleicht. Ansonsten sollte die Familie zumindest insoweit Unterstützung bieten, als man als Fastender nicht unbedingt Kochen muss. Das ist in den ersten drei Tagen wirklich eine Herausforderung. Am ehesten funktionieren dann Fastenkuren, bei denen man auch etwas essen darf. Sehr lecker ist ayurvedisch Fasten.
Cavelius: Bewegung ist immer wichtig, damit der Stoffwechsel rund läuft und es Herz und Kreislauf gut geht – auch wenn man nicht fastet oder Diät hält. Beim Fasten oder Diäthalten erhält man durch einen aktiven Alltag oder auch Sport zudem die Eiweißreserven des Körpers (Muskeln), die bei Stillstand sonst auch schmaler werden.
Cavelius: Einen aktiven Alltag pflegen, eventuell auch einen Lieblingssport betreiben und vor allem stoffwechselgerecht essen nach der Fastenkur: Drei Mahlzeiten am Tag, am besten frisch zubereitet und ausgewogen von der Nährstoffzusammensetzung – und gut auf seinen Wasserhaushalt achten.
Anna Cavelius
Als Co-Autorin und Ghostwriterin arbeitete die Gesundheitsexpertin Anna Cavelius auch mit Prominenten wie Uschi Obermaier und dem Ehepaar Viktoria und Heiner Lauterbach sowie Spitzenköchen wie Johann Lafer oder Holger Stromberg zusammen. Anna Cavelius hat in München, Siena und Salamanca Philosophie studiert und später für einen US-Zeitschriftenverlag gearbeitet. Seit 1995 ist die freiberufliche Journalistin erfolgreich als Autorin, Ghostwriterin und Redakteurin für Medizin und Lifestyle. „Das Fastenbuch“ heiß ihr neuestes Werk, in dem sie alle klassischen und trendigen Fastenkuren und Diäten kurz und knapp zusammengefasst hat, mit Anleitung und Rezeptteil. FOTO: Systemed Verlag