Die Zahl der Menschen, die weltweit an Hunger leiden, nimmt langsam ab. Das zeigt der Welthunger-Index (WHI), den Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, und Klaus von Grebmer vom Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungspolitik am Donnerstag in Berlin vorgestellt haben. So hat sich der Wert des Index im Vergleich zum Jahr 1990 um 26 Prozent verringert. Die Situation bleibt allerdings ernst: Jeder achte Mensch ist weiterhin nicht ausreichend ernährt. Die zunehmende Ressourcenknappheit in den Entwicklungsländern trägt maßgeblich dazu bei.
„Der Welthunger-Index ist ein Instrument, um auf nationaler und globaler Ebene den Stand des Hungers darzustellen“, erklärt von Grebmer. Um diesen Überblick zu erhalten, wird jährlich der Welthunger-Index erstellt, nunmehr zum siebten Mal. Er besteht aus drei Faktoren: Dem Anteil der Unterernährten, dem Anteil untergewichtiger Kinder unter fünf Jahren sowie dem Anteil der Kinder, die vor dem fünften Lebensjahr sterben. Die Länder werden dann entsprechend einer Skala bewertet. Insgesamt 79 Entwicklungs- und Schwellenländer finden sich auf dieser Liste.
Das Ergebnis: Die Menschen in Burundi, Eritrea und Haiti haben weltweit am meisten unter Hunger zu leiden. Laut Skala ist bei ihnen die Situation „gravierend“. Am besten schneiden bei den untersuchten Ländern Aserbaidschan, China und Malaysia ab. Die Lage dort wird von der Welthungerhilfe „nur“ als „mäßig“ bezeichnet. Außerdem wurde die Entwicklung der Staaten seit 1990 dokumentiert: Hier machte die Türkei die größten Fortschritte, in Nordkorea verschlechterte sich die Lage am deutlichsten.
Gefährdet werden die Länder hauptsächlich durch die Ressourcenverknappung, so der Bericht der Welthungerhilfe. Demnach erhöhe die Kombination aus steigendem Konsum und Bevölkerungszunahme den Druck auf die natürlichen Ressourcen. Dies führe zu Preissteigerungen, die den Zugang armer Menschen zu diesen Ressourcen erschweren oder sogar unmöglich machen.
Die Welthungerhilfe fordert deshalb einen verantwortlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen, die Förderung von Ansätzen, die erfolgreich Land, Wasser und Energie verknüpfen, und die Bekämpfung von Ursachen, die eine Ressourcenknappheit beschleunigen. Dazu gehören unter anderem eine Verbesserung des Zugangs von Frauen zu Bildung und Stärkung ihrer Rechte, um dem demografischen Wandel vorzubeugen und die Minderung des Klimawandels.
Die Forderungen klingen ehrgeizig, dennoch könne jeder Einzelne ganz einfach einen Beitrag im Kampf gegen den weltweiten Hunger leisten – etwa, indem er sein Konsumverhalten kontrolliere. „Wenn man Lebensmittel vergeudet, während anderswo Menschen hungern, ist das im Prinzip ein Verbrechen“, sagt von Grebmer. Und Dieckmann appelliert: „Wir werden auch unsere Verhaltensweise ändern müssen.“