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SIBIU (HERMANNSTADT)
Klaus Iohannis’ Heimatstadt Sibiu steht für die Zukunft Rumäniens
Herausgeputzt: Sibiu unter dem deutschstämmigen Bürgermeister Klaus Iohannis.
Foto: Roland Flade | Herausgeputzt: Sibiu unter dem deutschstämmigen Bürgermeister Klaus Iohannis.
Roland Flade
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:39 Uhr

Kommt man als deutscher Tourist nach dem Besuch anderer rumänischer Städte auf dem hochmodernen Flughafen von Sibiu (Hermannstadt) an, so ist die Überraschung riesengroß. Wo zum Beispiel in Brasov, dem ehemaligen Kronstadt, die Sanierung der vielen maroden, ehemals prächtigen Gebäude noch ganz am Anfang steht, präsentiert sich Sibius Zentrum einladend, herausgeputzt, fertig.

Die Frage „Das soll Rumänien sein?“ drängt sich auf – eine Frage, in der all die Vorurteile mitschwingen, die auch ein aufgeklärter Europäer gegenüber diesem EU-Mitglied oft noch hegt. Sibiu, wo der neue rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis seit 2000 als Bürgermeister die Richtung vorgibt, erlaubt einen Blick in die mögliche positive Zukunft des Landes.

Sibiu mit derzeit rund 150 000 Einwohnern ist das historische Zentrum der Siebenbürger Sachsen, die schon im 12. Jahrhundert in die Gegend kamen. Ehemals Bestandteil des Königreichs Ungarn, entschieden sich die Bürger Siebenbürgens 1918 für den Anschluss an Rumänien.

Unter Nicolae Ceausescu gab es eine massive Auswanderung, doch manche, wie Klaus Iohannis, blieben. Heute sind von den 20 000 Deutschen, die in den siebziger Jahren in Sibiu lebten, noch etwa 2000 übrig geblieben, die weniger als zwei Prozent der Bevölkerung stellen.

Dass einer von ihnen vor 14 Jahren zum Bürgermeister gewählt wurde, war eine Sensation. Dass er es jetzt sogar zum Staatsoberhaupt brachte, ist eine noch viel größere.

Sibiu ist eine zweisprachige Stadt; Deutsch wird nicht geduldet, sondern ist als zweite Sprache selbstverständlich anerkannt. Wöchentlich erscheint die „Hermannstädter Zeitung“, es existieren deutsche Kindergärten und Grundschulen und mehrere Gymnasien mit Deutsch als Unterrichtsprache, unter ihnen das Samuel von Brukenthal-Gymnasium, das einen hervorragenden Ruf im ganzen Land besitzt.

Die deutsche Vergangenheit, vor allem aber die deutsch geprägte Gegenwart, haben Sibiu einen spektakulären wirtschaftlichen Boom beschert. Der Ruf, unter Klaus Iohannis regiere nicht die Korruption, hat zahlreiche deutsche Firmen angelockt, darunter Continental, Siemens mit drei Werken und Thyssen Krupp. Das Ergebnis: Die Arbeitslosenquote liegt unter dem rumänischen Durchschnitt.

Sibiu war 2007 gemeinsam mit Luxemburg europäische Kulturhauptstadt, und der Wiederaufstieg hat auch mit den Millionen zu tun, die damals aus Brüssel nach Siebenbürgen flossen. Doch da ging es um Gebäude.

Sitzt man in einem der vielen Cafés, umgeben von einigen der 12 000 Studenten Sibius, dann fühlt man sich ganz in Europa – und es sind ja auch viele junge Leute in ganz Rumänien, die in Klaus Iohannis jemanden sehen, der sie zu vollwertigen, ernst genommenen Europäern machen wird. In Sibiu ist dieser Zustand jedenfalls schon erreicht.

 
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