(dpa/rtr) Die Linke-Kandidatin Beate Klarsfeld will bei der Bundespräsidentenwahl auch Stimmen von Wahlleuten anderer Parteien ergattern. „Ich hoffe, dass so viele wie möglich für mich stimmen werden aus allen Parteien“, sagte die 73-jährige Deutsch-Französin am Mittwoch bei ihrer Vorstellung in Berlin. „Ich habe immer große Gegner gegen mich gehabt und bin trotzdem gegen alle angetreten.“
Die Linke stellt 125 Wahlleute in der Bundesversammlung und damit etwa zehn Prozent. Klarsfelds bisher einziger Konkurrent Joachim Gauck wurde von Union, FDP, SPD und Grünen nominiert, die zusammen auf fast 90 Prozent der Stimmen kommen. Linke-Chef Klaus Ernst gab als Zielmarke für die Wahl am 18. März mehr als 125 Stimmen aus. Er bezeichnete die Kandidatur Klarsfelds als große Chance für Deutschland. „Wir stellen sie nicht als linke Kandidatin auf, sondern als eine überparteiliche Alternative – eine Alternative, die wir für die bessere halten“, sagte er.
Mit einem Schlag berühmt
Die in Paris lebende Publizistin hatte 1968 Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger wegen seiner NSDAP-Vergangenheit geohrfeigt und war so auf einen Schlag berühmt geworden. Später kämpfte sie gemeinsam mit ihrem Mann Serge Klarsfeld für die Auslieferung von Nazi-Verbrechern.
Bei einer Pressekonferenz mit der Partei- und Fraktionsspitze sprach sich Klarsfeld für ein schnelles Verbot der rechtsextremen NPD aus. Es sei gut, wenn man die NPD nicht mehr auf der Wahlliste ankreuzen könne und die Partei keine finanzielle staatliche Unterstützung mehr bekomme. Der Kampf gegen den Faschismus und gegen die NPD sei eine Gemeinsamkeit von ihr und der Linken, sagte Klarsfeld.
Nach parteiinternen Querelen hatte der geschäftsführende Parteivorstand der Linken die Deutsch-Französin am Montag einstimmig als Kandidatin für das höchste Staatsamt nominiert. Zuvor hatten der Politik-Professor Christoph Butterwegge und die Bundestagsabgeordnete Luc Jochimsen abgesagt.
Beate Klarsfeld zählt zu den Anhängern des konservativen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. „Wir unterstützen Sarkozy, das sage ich offen“, erklärte die deutsch-französische Journalistin am Mittwoch bei ihrer Vorstellung. Sarkozy steht derzeit im Wahlkampf um eine zweite Amtszeit. Für ihn sind die Hartz-IV-Arbeitsmarktreformen vorbildlich und Ursache der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands. Dagegen ist ein ersatzloses Streichen von Hartz IV Kernanliegen der Linkspartei. Der Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion, Gregor Gysi, räumte ein, hier gebe es eine Meinungsverschiedenheit mit der Kandidatin.
Kampf für die Nazi-Opfer
Klarsfeld betonte, nie einer Partei angehört zu haben. Die Gemeinsamkeiten mit der Linkspartei sehe sie im gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus und für die Opfer des Nationalsozialismus. Die als Nazi-Jägerin bekannt gewordene Klarsfeld stellt sich neben dem ehemaligen Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde Joachim Gauck am 18. März in der Bundesversammlung zur Wahl zum Staatsoberhaupt. Sie respektiere Gauck, machte Klarsfeld deutlich. Gauck habe sich in der ehemaligen DDR für Bürgerrechte eingesetzt, während sie in der alten BRD gegen Nazis vorgegangen sei.
Die 73-Jährige wies Vorwürfe zurück, sie habe bei der Fahndung nach hochrangigen ehemaligen Nazi-Funktionären auch mit der Stasi der DDR zusammengearbeitet. „Die DDR hat uns unterstützt“, erklärte Klarsfeld. Sie habe ihr Zugang zu Akten aus der Nazi-Zeit gewährt. Es seien keine Stasi-Akten gewesen.