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BERLIN
Kein Rezept gegen Diskriminierung
Integrationsgipfel: Probleme für Migranten auf dem Ausbildungsmarkt standen im Mittelpunkt des Treffens im Kanzleramt.
Foto: B. Pedersen, dpa | Integrationsgipfel: Probleme für Migranten auf dem Ausbildungsmarkt standen im Mittelpunkt des Treffens im Kanzleramt.
reda
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:39 Uhr

Die Berufschancen für Jugendliche aus Migrantenfamilien müssen dringend verbessert werden, da sind sich die Bundesregierung und die Migrantenverbände einig. Doch über das Wie wird noch gestritten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich am Montag zum Abschluss des 7. Integrationsgipfels der Bundesregierung dagegen aus, Arbeitgebern ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren vorzuschreiben, damit Menschen mit ausländischen Namen nicht diskriminiert werden. Merkel sagte, es sei besser, ein Umdenken bei den Personalchefs zu erreichen.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass zum Beispiel ein Bewerber mit türkischem Namen im Schnitt mehr Bewerbungen losschicken muss, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, als ein Jobsuchender mit deutschem Namen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes und die Türkische Gemeinde in Deutschland forderten öffentliche Arbeitgeber und Unternehmen deshalb am Montag auf, anonymisierte Bewerbungsverfahren einzuführen. Dieses Verfahren, bei dem die Herkunft und das Geschlecht des Bewerbers nicht erkennbar sind, soll für Chancengleichheit sorgen. Die Mehrheit der Arbeitgeber lehnt das jedoch ab.

„Am Ende des Tages werden wir das Thema Fachkräftemangel nur hinbekommen, wenn wir es schaffen, jeden Migranten auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.“
Erik Schweitzer, DIHK-Präsident

In Deutschland hat jeder fünfte Bürger ausländische Wurzeln – das sind etwa 16 Millionen Menschen. Die größten Gruppen sind Menschen türkischer und polnischer Herkunft. Mehr als die Hälfte der Migranten hat die deutsche Staatsangehörigkeit.

Bei Bildung, Ausbildung und Zugang zum Arbeitsmarkt sind Ausländer im Vergleich zu Deutschen zum Teil noch deutlich im Hintertreffen. So bleiben beispielsweise 30,5 Prozent der jungen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ohne Berufsabschluss – dreimal so viele wie junge Erwachsene mit deutschem Pass (10,9 Prozent).

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), sagte, es sei wichtig, jungen Menschen mit Migrationshintergrund und auch ihren Eltern „den hohen Stellenwert der Ausbildung in Deutschland“ näherzubringen. Die hohen Abbrecherquoten zeigten, dass ein Studium nicht für jeden der richtige Weg sei.

Viele der 350 Ausbildungsberufe in Deutschland seien Migranten bisher gar nicht bekannt. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer mahnte: „Am Ende des Tages werden wir als Deutschland das Thema Fachkräftemangel nur hinbekommen, wenn wir es schaffen, jeden Migranten auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.“

Vor den Beratungen im Kanzleramt hatten Merkel und Özoguz am Vormittag einen Ausbildungsbetrieb in Berlin besucht – die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Das Unternehmen wirbt aktiv um Lehrlinge aus Zuwandererfamilien. Im vergangenen Jahr hatten fast ein Drittel der Auszubildenden dort einen Migrationshintergrund.

Das Treffen im Kanzleramt war bereits das siebte dieser Art. Merkel hatte das Thema Integration 2006 zur Chefsache gemacht und damals zum ersten Gipfel eingeladen. Kritiker beklagen, die Veranstaltung liefere zu wenig konkrete Ergebnisse und habe nur Symbolcharakter.

 
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