Terror im Luftverkehr richtete sich in den meisten Fällen gegen den Flugbetrieb. Mit den Anschlägen von Brüssel rücken die Flughäfen, aber auch der Nahverkehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Die Anschläge von Brüssel werfen erneut Fragen zur Sicherheit im Luftverkehr und speziell an den Flughäfen auf. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurden die Kontrollen von Passagieren und Gepäck zwar enorm verschärft, sie richteten sich aber meist auf den Schutz des Flugbetriebs. Die Terroristen von Brüssel haben am Dienstag vor den Sicherheitsschleusen zugeschlagen, in der mit vielen Menschen gefüllten Terminalhalle ihre todbringenden Sprengsätze gezündet. Sie mussten dafür keine Sicherheitskontrolle passieren.
„Vor zu allem entschlossenen Einzeltätern kann man sich nicht schützen“, ist der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt überzeugt. Terminalgebäude gehören für ihn zum öffentlichen Raum wie Bahnhöfe oder Einkaufszentren, den man sicherheitstechnisch nicht vollständig abriegeln könne. Und selbst wenn dies am Flughafen gelinge, sei damit das Problem nicht gelöst: Die Terroristen konzentrieren sich nach seiner Einschätzung auf „weichere“ Ziele, wenn symbolträchtige Orte streng geschützt werden.
Im Flugbetrieb hat sich die Sicherheitssituation zumindest in Europa, den USA und einigen anderen Staaten enorm verbessert, stellt der Luftverkehrsberater Gerald Wissel fest. „Man weiß zwar nicht genau, was verhindert worden ist. Aber ich gehe schon davon aus, dass die Maßnahmen eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Täter haben.“
Wissel sieht Lücken bei der Kontrolle der Fracht oder der Infrastruktur zur Bordverpflegung. Die Erfolge beim Schutz des Luftverkehrs können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Polizei im öffentlich zugänglichen Raum der Flughäfen vor allem auf ihre Beobachtungsgabe angewiesen ist. Das geschieht ganz klassisch über Streifen, aber natürlich auch über Video-Überwachung. Hier kommen Techniken des „Social Profiling“ zum Zuge, also der Versuch, auch mithilfe von Computerprogrammen und guter Beobachtungsgabe verhaltensauffällige Menschen aus der Masse der Besucher herauszufiltern.
Experte Wissel glaubt, dass die Entwicklung in diese Richtung gehen wird. Damit ist seiner Ansicht nach allerdings eine Vielzahl von Problemen verbunden, die vom fehlenden Platz bis zur völlig ungeklärten Finanzierung reichten. Allein am Frankfurter Flughafen sind täglich im Schnitt 170 000 Passagiere, 80 000 Mitarbeiter sowie Besucher unterwegs. Komplette Einlasskontrollen scheinen schwer vorstellbar.
Der deutsche Flughafenverband ADV warnt vor Schnellschüssen. Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel hält die Vorverlagerung der Sicherheitskontrollen für technisch und baulich unmöglich.
Der technische Aufwand wäre in der Tat gewaltig, aber auch die wirtschaftlichen Folgekosten durch eine deutlich eingeschränkte bzw. verlangsamte Mobilität. Man stelle sich die endlosen Schlangen von Pendlern vor, wenn vor den Eingängen zu den U-Bahn-Stationen in München oder Berlin eine Leibesvisitation stattfinden würde und Scanner Personen und Taschen durchleuchten würden.