Egal ob beim Bäcker, im Café oder an der Tankstelle – es gibt ihn beinahe überall. Pro Stunde gehen in Deutschland mehr als 320 000 dieser Einwegbecher über die Ladentheken. Im Jahr sind das nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) etwa 2,8 Milliarden Stück.
Davon werden allein in Berlin 170 Millionen verbraucht. Die Umwelthilfe sowie alle umweltpolitischen Sprecher der Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus sprechen sich deshalb für einen Mehrwegbecher aus und suchen den Dialog mit dem Einzelhandel. In der Hauptstadt ist der Verbrauch mit 49 Coffee-to-go-Bechern pro Kopf und Jahr überdurchschnittlich hoch – im Schnitt verbraucht der Deutsche 34 solcher Becher im Jahr.
Ruf nach Verbrauchssteuer
Nicht nur, dass Mülleimer überquellen und die Becher öffentliche Plätze verschmutzen – für deren Herstellung werden auch massig Ressourcen wie Wasser und Holz verbraucht. Selbst Kunststoff findet seinen Weg in den Becher: Damit die Behälter nicht auslaufen, sind sie im Inneren beschichtet. Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der DUH, findet klare Worte: „Berlin hat ein Coffee-to-go-Problem.“
85 Prozent der Berliner nehmen die Becherflut inzwischen ebenfalls als Problem wahr. Das ergab eine repräsentative Umfrage unter 1000 Berlinern, durchgeführt von der TNS Emnid im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe. 75 Prozent der Befragten sind sogar dafür, dass die Einwegbecher etwas kosten sollen. Und genau eine solche Verbrauchssteuer fordert die Umwelthilfe jetzt. 20 Cent sollte jeder Verbraucher für einen Pappbecher zahlen. Das mache den Umstieg auf Mehrweg noch attraktiver insbesondere für Vieltrinker, erläutert Fischer.
Die grüne Umweltpolitikerin Silke Gebel hat dafür ein Gutachten beim wissenschaftlichen Dienst des Abgeordnetenhauses in Auftrag gegeben. Eine Verbrauchssteuer für Coffee-to-go-Becher auf Landesebene ist demnach grundsätzlich möglich. Dennoch strebt Expertin Gebel keine solche Lösung an. „Ich bin davon überzeugt, dass der Einzelhandel auch ohne Abgabegebühr ein Mehrwegsystem einführen kann.“ Der umweltpolitische Sprecher der SPD, Daniel Buchholz, fügt ergänzend hinzu: „Sollte es freiwillig nicht klappen, wird der Ruf nach einer Steuer von 20 Cent sicherlich in allen Parteien laut werden.“
Die Politiker und die Umwelthilfe haben zunächst alle großen Berliner Einzelhandelsketten, die Coffee-to-go anbieten, zu einem Gespräch eingeladen. Die Diskussion sei sehr konstruktiv verlaufen, sagt Hanna Grießbaum, Projektmanagerin Kreislaufwirtschaft bei der Umwelthilfe. „Die Abgeordneten haben deutlich gemacht, dass eine Abgabe ein möglicher Weg ist, es aber alle bevorzugen würden, wenn der Handel selbst etwas tut.“ Eine Steuer käme nur dann infrage, wenn es nicht fruchte, so Grießbaum.
Berlin soll Vorbild werden
Ein Pool-Mehrwegsystem soll her: ein Mehrwegbecher, der gegen ein Pfand gekauft und in einer anderen Filiale wieder abgegeben werden kann. Der Behälter würde dann auch ein einheitliches Logo tragen. Ein Berliner „Bärenbecher“ sei dafür ein schönes Projekt, meint Umweltpolitikerin Gebel. Dass der Kunde seinen eigenen Becher mitbringt und dafür mit einem Rabatt belohnt wird, ist ein zweiter Lösungsvorschlag.
In New York ist es bereits Standard, dass die Kunden ihre eigenen Becher mitbringen. „Was New York kann, kann Berlin auch“, findet Fischer. Die deutsche Hauptstadt sei ein Vorbild und könne mit gutem Beispiel vorangehen. Bei einem guten Verlauf in Berlin werde es sicher Nachahmer geben, meint auch Buchholz. Früher oder später werde er kommen, der Mehrwegbecher, da ist sich Fischer sicher.