Damit schlug Merkel gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen ist die promovierte Mathematikerin eine anerkannte und angesehene Wissenschaftlerin, die zudem als Landesministerin in Brandenburg und Niedersachsen politische Erfahrung gewann. Und zum anderen bleibt die Frauenquote im Kabinett unverändert.
Für Kontinuität im Bildungs- und Forschungsressort ist gesorgt. Die 61-jährige Christdemokratin aus dem Osten muss sich nicht lange in ihr Metier einarbeiten, Hochschul- und Wissenschaftspolitik sind für sie vertrautes Terrain – auch wenn sie wenig Zeit hat, eigene Akzente zu setzen und an Profil zu gewinnen. Doch darum geht es in der kurzen Zeit bis zur Wahl im September nicht. Für Angela Merkel ist es wichtiger, dass die Arbeit an der Spitze des Ministeriums naht- und bruchlos fortgesetzt wird und keine Unruhe ins Kabinett kommt.
Für die Politik entdeckt wurde Wanka, die im sächsischen Rosenfeld aufwuchs und in Leipzig Mathematik studierte, vom damaligen brandenburgischen CDU-Chef Jörg Schönbohm. Dieser holte die parteilose Professorin für Ingenieurmathematik und Rektorin der Hochschule Merseburg in Sachsen-Anhalt, die sich während der Wende in der DDR-Bürgerrechtsbewegung engagiert hatte, im Oktober 2000 als Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur ins brandenburgische Kabinett. Das Amt übte sie unter den SPD-Ministerpräsidenten Manfred Stolpe und Matthias Platzeck neun Jahre lang aus und erwarb sich beim Ausbau der Hochschullandschaft des armen Landes Verdienste. Sie galt als pragmatische, unideologische Sachpolitikerin.
2001 trat sie in die CDU ein, wo sie rasch Karriere machte, nach parteiinternen Querelen wurde sie 2009 zur Landesvorsitzenden gewählt. Als Spitzenkandidatin hatte sie die Niederlage bei der Landtagswahl 2009 zu verantworten, die CDU landete in der Opposition. Wanka wurde Fraktionsvorsitzende – ein Amt, das sie eher glücklos ausübte.
Völlig überraschend holte sie der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff im April 2010 als Ministerin für Wissenschaft und Kultur nach Hannover, wo sie für einen Hochschuletat von 1,7 Milliarden Euro zuständig war, sieben Mal so viel wie in Brandenburg. Mit diesem Wechsel schrieb Wanka Geschichte, war sie doch die erste Ostdeutsche in einem westdeutschen Kabinett. Auch in Niedersachsen überzeugte sie durch ihre ruhige und kompetente Art. Sie habe „Konsequenz und die Bereitschaft zuzuhören und mich auf die Probleme einzulassen und dann ernsthaft nach Lösungen zu suchen“, sagte sie einmal über sich selber.
In Niedersachsen hielt sie bis zuletzt an den umstrittenen Studiengebühren fest. Sie sei sich sicher, dass es binnen fünf Jahren in allen 16 Ländern wieder Studiengebühren geben werde – „nicht zuletzt wegen der Notwendigkeit ausgeglichener und schuldenfreier Haushalte“. Gleichwohl forderte sie auch eine Öffnung der Hochschulen für „bildungsferne Schichten und Migranten“.