Peter Tauber versuchte es mit einem Lächeln. Obwohl ihm wahrscheinlich überhaupt nicht danach zumute war. Persönlich musste der CDU-Generalsekretär am Montag nach der Sitzung des CDU-Bundesvorstands seine eigene teilweise Entmachtung bekanntgeben, auch wenn er selbst bei seinem öffentlichen Auftritt dieses Wort entschieden zurückwies. Schließlich sei er selbst es gewesen, der Kanzleramtschef Peter Altmaier gebeten habe, sich „entscheidend“ in die Organisation des Wahlkampfes der CDU einzubringen und „federführend“ das Regierungsprogramm der Partei zu erarbeiten. Dafür soll der Chef des Kanzleramts auch ein eigenes Büro im Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Zentrale, erhalten. Es sei doch schön, „wenn die CDU zwei Peter statt einen haben kann“, sagte er.
Die Entmachtung
Doch der CDU-Generalsekretär konnte mit seiner Sicht der Dinge nicht überzeugen.
Andere Teilnehmer der Bundesvorstandssitzung sprachen hinter vorgehaltener Hand offen von einer „Degradierung“ Taubers, der künftig nur noch für die Organisation des Wahlkampfes vor Ort an den Haustüren sowie auf den Marktplätzen zuständig sein soll, aber keinen Einfluss mehr auf den Inhalt des Wahlprogramms haben wird und sich dazu auch nicht mehr in der Öffentlichkeit äußern soll.
„Das hat es in der Geschichte der CDU noch nie gegeben, dass einem Generalsekretär fünf Monate vor der Bundestagswahl die Federführung über das Wahlprogramm entzogen wurde“, sagte ein führender Christdemokrat. Ein anderer wurde noch deutlicher: „Das hätten sich ein Kurt Biedenkopf oder ein Heiner Geißler niemals bieten lassen.“
Peter Altmaier, der nach der Regierungsbildung im Dezember 2013 die Nachfolge von Ronald Pofalla antrat, als Kanzleramtsminister an den Schalthebeln der Macht sitzt und die Regierungsarbeit zwischen Union und SPD koordiniert, gilt als einer der engsten Mitarbeiter und Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel: treu und loyal, verschwiegen und verlässlich, effektiv und erfolgreich, ohne sich selber in den Mittelpunkt zu stellen. Über seinen Schreibtisch laufen alle Gesetzentwürfe.
Tauber dagegen tat sich schwer, im Amt des Generalsekretärs ein Profil zu entwickeln und den inhaltlichen Kurs der CDU zu bestimmen. Starke Worte und heftige Attacken waren im Gegensatz zu seinem CSU-Kollegen Andreas Scheuer seine Sache nicht, vielmehr stellte er sich ganz in den Dienst der Bundeskanzlerin und CDU-Chefin. Nach der überraschenden Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten der SPD nahm allerdings die Kritik an Tauber zu. Sowohl die bayerische Schwesterpartei als auch Teile der CDU stellten immer lauter die Frage, ob der smarte Hesse noch der richtige Mann sei und wann die CDU endlich mit dem Wahlkampf beginne, intern war schon von einem „Totalausfall“ die Rede.
Tauber verteidigte den Kurs der Kanzlerin auf den Herausforderer von der SPD nur in homöopathischen Dosen. Er setzte darauf, dass sich der Hype um Schulz von selbst erledigt. Noch am Wochenende verteidigte Tauber seine Zurückhaltung: Die heiße Phase der Bundestagswahl beginne erst im Sommer, sagte er.
So lange wollten Angela Merkel und ihre Getreuen wohl nicht mehr warten.