Die verheerenden Folgen des Taifuns Haiyan waren zu Beginn der UN-Klimakonferenz selbst im fernen Warschau spürbar. Kaum ein Redner, der am Eröffnungstag nicht Solidarität mit den Philippinen erklärte, den Monstersturm als Warnsignal der Klimaveränderungen bezeichnete. „Das hätte den Ton setzen sollen“, sagt Tasneem Essop, Leiterin der Delegation des Worldwide Fund for Nature in Warschau. „Aber stattdessen geht alles in die Gegenrichtung.“
Wie viele Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGO) hatte sie in Warschau konkrete Schritte im Bereich „Verluste und Schäden“ erwartet, um den Entwicklungsländern finanzielle Hilfen bei der Bewältigung der Schäden und materiellen Verluste durch Klimaveränderungen und Fluten, Dürren und Taifune zukommen zu lassen.
Von Solidarität, die in Polen so eine wichtige Rolle spielt, hatte auch der polnische Umweltminister als Konferenzgastgeber gesprochen. Sven Harmeling, Klimaexperte von Care, sah anfangs auch durchaus ermutigende Signale: „In der ersten Plenumsitzung waren die meisten Delegationsleiter dabei. Es ist zu spüren, dass ein neuer Wille zum Handeln da ist.“
Doch wenige Tage später sprach Inga Römer, Klimaexpertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) von „Verhandlungen im Schneckentempo“. Wael Hmadin vom Netzwerk Klima-Aktion nannte die Ankündigungen Australiens und Japans, ihre Klimaschutzziele abzuschwächen, einen Schlag ins Gesicht der Klimaopfer. „Sie trampeln auf den Schwächsten und Verwundbarsten herum“, sagte er.
Japans Erklärung am Freitag, seine Klimaziele abzuschwächen, sei katastrophal für die Warschauer Klimaverhandlungen, kritisierte Martin Kaiser, Leiter der Greenpeace-Delegation. „Wir haben bereits den Effekt in Erwartung dieser Ankündigung bei den Verhandlungen erlebt.“
„Diese Verhandlungen sollen das Handeln für das Klima bis 2020 beschleunigen und an Vereinbarungen für die Zeit nach 2020 arbeiten“, sagt Meena Raman vom Netzwerk Dritte Welt. „Stattdessen sehen wir schändliche, unverantwortliche und gefährliche Ankündigungen von Ländern wie Kanada, Australien und Japan.“
Unter dem Eindruck „Haiyans“ wird das Drängen der Zivilgesellschaft stärker: Mehr als 400 000 Menschen unterzeichneten bereits online die Petition des philippinischen Delegationsleiters Yeb Sano, der seit Beginn der Konferenz fastet – in Solidarität mit seinen Landsleuten auf den Philippinen und um auf energisches Vorgehen gegen den Klimawandel zu drängen.
Seinem Hungerstreik haben sich mehr als hundert Menschen auf der Konferenz angeschlossen. Die großen Religionen und Glaubensgemeinschaften riefen ihre Mitglieder auf, ebenfalls wenigstens einen Tag zu fasten.