Liegt es an unklaren Kompetenzen, schlechter Informationsweitergabe, mangelhafter Abstimmung oder schlicht an menschlicher Unzulänglichkeit? Über die Pannen im Vatikan wie die Affäre um den Holocaustleugner Williamson, den Vertrauensbruch von Vatileaks oder den Umgang mit Missbrauchsskandalen ist viel gerätselt worden. Tatsache ist, dass es in der päpstlichen Kurie seit Jahren nicht rund läuft. Gleichzeitig zog Rom aber immer mehr Entscheidungsbefugnis in der Weltkirche zentralistisch an sich.
Der Ruf nach einer Kurienreform gehörte im Vorfeld des Konklaves zu den häufigsten Forderungen. Die Kardinäle äußerten deutlich ihren Unmut über Zustand und Funktionieren des Kurienapparates. Sie plädierten für bessere Kommunikationsabläufe, für mehr Transparenz und für häufigere Kabinettssitzungen an der Kirchenspitze. Bislang geht meist jeder einzelne Präfekt der neun Kongregationen im Vier-Augen-Gespräch zum Papst. Entsprechend eindimensional betrachten die vatikanischen Spitzenkräfte ihre Ministerien in der Regel nur für sich. Was die anderen Behörden unternehmen, kümmert sie wenig.
Zuletzt haben Paul VI. und Johannes Paul II. die Kurie umgebaut. Für die neuen Aufgaben der Kirche gab es neue Behörden, Sekretariate, Räte und Kommissionen: für Ökumene, für den Dialog mit Nichtchristen, für Familie und Laien. Seit 1988 ist das Kurien-Organigramm vereinheitlicht. Als zentrale Behörde gilt das Staatssekretariat, für zentrale innerkirchliche Belange sind neun Kongregationen zuständig und 13 Räte für den Dienst der Kirche in der Welt. Außerdem gibt es drei Gerichtshöfe. Alle Behörden sind im Prinzip gleichberechtigt und eigenständig. An der Spitze steht jeweils ein Kardinal oder Erzbischof.
Das Besondere an diesen Gremien, die nur einen kleinen ständigen Arbeitsstab in Rom haben: Jedem ist für ihre Sitzungen eine Anzahl von Bischöfen, Priestern und auch Laien aus allen Erdteilen zugeordnet, um die Weltkirche zu repräsentieren. Die wichtigsten Präfekten, nämlich vom Staatssekretariat, der Bischofs- und der Glaubenskongregation, sprechen mit ihren Vorlagen wöchentlich beim Papst vor. Der derzeitige Kurienapparat sollte nach Ansicht von Experten gestrafft und verschlankt werden. Räte könnten zusammengelegt werden – dem Laienrat etwa die Behörden für Familie und Krankenseelsorge zugeordnet werden. Als noch wichtiger gilt eine engere Koordination und bessere gegenseitige Information zwischen den Behörden sowie ein kollegiales Führungsmodell. Kabinettssitzungen des Papstes mit seinen Behördenchefs hatte es nach dem Amtsantritt von Benedikt XVI. zunächst öfter gegeben, dann wurden sie immer seltener.
Auch die regionalen Bischofskonferenzen wünschen in die Entscheidungsfindung einbezogen zu werden. Denn die Bedingungen für die Kirche in den Kontinenten sind sehr unterschiedlich und Rom hat nicht immer alles im Blick. Mit Informationen von KNA