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"Ich hoffe, dass das Regime nicht so tief sinkt"
Gespräch in Kiew: Jewgenija Timoschenko und Redakteur Roland Flade
Foto: F. Zanettini | Gespräch in Kiew: Jewgenija Timoschenko und Redakteur Roland Flade
Das Gespräch führte Roland Flade
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:49 Uhr

Jewgenija Timoschenko, die 32-jährige Tochter der zu sieben Jahren Haft verurteilten ukrainischen Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko, war soeben von einem Besuch bei ihrer Mutter in Charkow zurückgekehrt, als sie unserer Zeitung ein improvisiertes Interview auf dem Flughafen der Hauptstadt Kiew gab.

Frage: Sie kommen aus dem Krankenhaus, in dem Ihre Mutter liegt. Dürfen Sie sie so oft und so lange sehen wie sie wollen?

Jewgenija Timoschenko: Bei jedem Besuch kann ich etwa zwei bis drei Stunden bleiben. Allerdings wird von den Behörden Druck auf den deutschen Arzt ausgeübt, ihren Tagesablauf so zu gestalten, dass meine Besuche künftig unterbleiben.

Wie geht es Ihrer Mutter?

Timoschenko: Sie leidet unter großen Schmerzen und unter enormem psychischem Stress, da sie einer ständiger Videoüberwachung ausgesetzt ist. Es gibt drei sichtbare Kameras und weitere, die nicht leicht zu erkennen sind. Sie befinden sich auch in dem Raum, in dem sie behandelt wird, und in der Dusche, so dass sie sich im Dunkeln duschen muss. Außerdem wird sie außer von einem deutschen Arzt auch von ukrainischen Ärzten behandelt, denen sie nicht vertraut und von Männern bewacht, die die Videobilder sehen.

Hat sie deshalb die Behandlung abgebrochen?

Timoschenko: Ja. Sie verlangt, dass die Kameras abgeschaltet und die Wärter durch Frauen ersetzt werden. Außerdem wünscht sie einen flexibleren Tagesablauf und will verhindert wissen, dass private Informationen wie zum Beispiel der Therapieplan an die Öffentlichkeit kommen, wie es jetzt geschehen ist.

Wie reagierte der deutsche Arzt Lutz Harms aus Berlin, der das Ärzteteam leitet, auf den Behandlungsabbruch?

Timoschenko: Er hat bestätigt, dass man sie unter diesen Umständen nicht heilen kann und dass keine guten Ergebnisse zu erwarten sind.

Haben Sie Angst um sich selbst, nachdem sie plötzlich eine öffentliche Person geworden sind?

Timoschenko: Ich weiß nicht, was das Regime plant. Natürlich haben sie nicht nur Oppositionspolitiker, sondern auch ihre Kollegen und Familien verfolgt. Geschäftsleute wurden fast täglich ermordet. Sie müssen etwas planen. Ich hoffe aber, dass sie nicht so tief sinken.

 
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