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Wien
Hintermänner weiterhin unbekannt
Das "Ibiza-Video", das Österreich in die Krise stürzte, lässt immer noch viele Fragen unbeantwortet
Der Screenshot aus einem Video, das dem Nachrichtenmagazin 'Spiegel' und der 'Süddeutschen Zeitung' zugespielt und von diesen veröffentlicht wurde, zeigt Österreichs Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache (rechts)  bei einem Gespräch mit einer angeblichen russischen Oligarchin (nicht im Bild). In dem Gespräch übersetzt der jetzige FPÖ-Fraktionschef Johann Gudenus (links) die Ausführungen Straches ins Russische. Foto: dpa
Foto: - | Der Screenshot aus einem Video, das dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung" zugespielt und von diesen veröffentlicht wurde, zeigt Österreichs Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian ...
Mariele Schulze-Berndt
 |  aktualisiert: 30.05.2019 02:11 Uhr

"Lückenlose Aufklärung" verspricht Österreichs Kanzler Sebastian Kurz in der Ibiza-Affäre. Doch damit stehen die Behörden noch ganz am Anfang. Immerhin scheint man jetzt einen der Drahtzieher für die Videofalle zu kennen, in die Vizekanzler Heinz Christian Strache und sein Vertrauter Johann Gudenus getappt sind. Man weiß angeblich auch, wer das Video in Umlauf gebracht hat. Unbekannt ist immer noch der entscheidende Faktor, wer als Mastermind oder Hintermann hinter der Lockvogel-Affäre steckt.

Johann Gudenus, 43, bis Freitag FPÖ-Fraktionschef im österreichischen Parlament, erklärte nach der Veröffentlichung des Videos seinen Austritt aus der FPÖ. Er hat Strache in Kontakt mit den Gesprächspartnern gebracht und befürchtet weiteres kompromittierendes Material. Was aufgezeichnet wurde, sei "an Peinlichkeit nicht zu überbieten", sagte er selbstkritisch. Deshalb trete er aus allen politischen Funktionen zurück.  Gudenus berichtete, wie er in die Falle gelockt wurde: Seine Familie habe nach dem Tod seines Vaters ein Jagdgrundstück verkaufen wollen. Eine Frau namens Aljona Makarowa, die angeblich aus Lettland nach Wien ziehen wollte, habe Interesse daran bekundet und über eine Immobilienmaklerin zu ihm Kontakt aufgenommen. Deshalb habe er sich Monate vor dem dramatischen Abend in Ibiza mehrere Male mit ihr und ihrem Vertrauten in Wien getroffen.

Gerüchte über belastende Bilder

Der Vertraute sei ein Detektiv, der aus Wien stammt und 2015 in München eine Detektei eröffnete. Seine Firma bot verdeckte Ermittlungen an. Er soll die verdeckten Kameras in der Finca auf Ibiza installiert haben. Die damit aufgenommenen Videos zeigen u.a., dass Strache einer Schauspielerin, die sich als Nichte eines Oligarchen ausgab, Staatsaufträge gegen Parteispenden versprach.
Der Detektiv sei seit Jahren mit einem Wiener Anwalt befreundet. Dieser Anwalt soll Gudenus einen Pass und eine hohe Einzahlung auf ein Treuhandkonto vorgelegt haben, um die Identität der angeblichen Oligarchen-Nichte zu beweisen. Es gibt Gerüchte darüber, dass der Anwalt bereits 2015 versucht haben soll, belastende Bilder von Politikern in Umlauf zu bringen. Allerdings ist nicht bekannt, ob er sie tatsächlich verkaufen konnte. Bei Fragen nach seiner Rolle beim Zustandekommen der Ibiza-Videos, beruft sich der Anwalt auf seine Verschwiegenheitspflicht.

Der Detektiv soll früher im Bereich der Betriebsspionage gearbeitet haben. Sein früherer Chef Sascha Wandl. erklärte in österreichischen Privatsendern, er erkenne die Arbeitsweise seines früheren Mitarbeiters. Die durch den Coup entstandenen Kosten schätze er auf mehrere hunderttausend Euro. Er behauptet, das Motiv könne in rechten politischen Zusammenhängen zu suchen sein.   Angesichts verschiedener Rachedrohungen ist nicht ungefährlich, dass die Identität des Detektivs und des Anwaltes offen liegen und ihre Fotos unverpixelt gezeigt werden. Der österreichische Detektiv-Verband distanzierte sich von den Urhebern des Ibiza-Videos. Es sei weder durch ein berechtigtes Interesse der Auftraggeber gedeckt, noch sei es mit den ethischen Grundsätzen seriöser Detektive vereinbar, heißt es in einer Erklärung.

Auf Verdacht produziert?

Immer noch wird vermutet, dass das Video mit langem Vorlauf für den Wahlkampf 2017 produziert worden ist. Der Detektiv und seine Crew könnten ihren Abnehmer verloren haben und deshalb versucht haben, es selbst zu verkaufen.Sie könnten die Videos auch auf Verdacht produziert haben, mit dem Ziel, sie später zu Geld zu machen.   DIE ZEIT berichtet, man habe ihr das Video für eine siebenstellige Summe angeboten.

Der "Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" bestreiten, für das Video gezahlt zu haben. Auch der israelische Politikberater Tal Silberstein, der zwei gefakte Face Book Seiten "Sebastian Kurz" im Wahlkampf 17 erstellen ließ, dementierte jegliche Beteiligung.

Als möglicher Urheber wird auch immer wieder das "Zentrum für Politische Schönheit" erwähnt.

 
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