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STUTTGART
Hedgefonds klagen gegen Piëch und Porsche
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:21 Uhr

Im Streit um die Übernahmeschlacht von Porsche und Volkswagen vor sechs Jahren hat eine Hedgefonds-Gruppe ihre Klage auf Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche ausgeweitet. Der Hedgefonds Elliott Associates des US-Investors Paul Singer fordere nun auch von den beiden Porsche-Aufsichtsratsmitgliedern persönlich Schadensersatz in Höhe von 1,8 Milliarden Euro, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Sie hätten die später geplatzte Übernahme von VW durch Porsche heimlich vorbereitet und die übrigen Aktionäre dabei getäuscht.

Ein Sprecher des Stuttgarter Sportwagenbauers sagte am Sonntag, die Dachgesellschaft Porsche Automobil Holding SE (PSE) halte die Klage für unbegründet. Er wies darauf hin, dass die Klägergruppe schon 2012 in derselben Sache PSE auf diese Summe verklagt habe. „Aus unserer Sicht dient die neue Klage allein prozesstaktischen Gründen und zielt darauf ab, Druck aufzubauen“, sagte er. Die PSE sowie Porsche und Piëch würden sich „mit allen juristischen Mitteln gegen die Klage verteidigen“.

Sieben Hedgefonds um Elliott klagen vor dem Landgericht Hannover gegen die PSE. Die nun bekanntgewordene Zivilklage gegen PSE-Aufsichtsratschef Porsche und Aufsichtsratsmitglied Piëch, der auch Chef-Kontrolleur der Volkswagen AG ist, sei im Herbst 2013 am Landgericht Frankfurt am Main eingereicht worden. Die Kläger begründen ihre Klage den Angaben nach damit, dass die beiden Cousins an sämtlichen Entscheidungen der PSE im Zusammenhang mit dem Aufbau der VW-Beteiligung in den Jahren 2005 bis 2008 beteiligt gewesen seien.

Laut „Spiegel“ wird Piëch und Porsche in der Klage auch vorgeworfen, sie hätten bei der Übernahme Methoden verwendet, „wie man sie sonst nur aus dem Bereich der Geheimdienste und organisierten Kriminalität kennt“. Entwicklung und Ausführung des Plans seien über ein „geheimes Logistikzentrum in Österreich erfolgt“. Man habe „nicht registrierte Mobiltelefone“ verwendet und eine „sonst nur Regierungen zugängliche Verschlüsselungstechnologie“.

Die Stuttgarter hatten damals über die Muttergesellschaft PSE nach der Macht beim deutlich größeren VW-Konzern gegriffen und sich kräftig verhoben. Anleger spekulierten damals in den Kursturbulenzen und verloren Geld. Nach mehreren überraschenden Wendungen war dann ausgerechnet VW die letzte Rettung für Porsche. Im Ergebnis hält heute die PSE zwar die Mehrheit an Europas größtem Autokonzern, der Sportwagenbauer ist aber Teil von Volkswagen geworden.

Investoren fühlen sich rückblickend von der PSE falsch informiert. Dabei geht es um die Mitteilung der Porsche SE über das Vorhaben, seine VW-Anteile auf 75 Prozent aufzustocken – beziehungsweise das Dementi entsprechender Medienberichte gut ein halbes Jahr zuvor.

Klagedickicht bei Porsche und Volkswagen

In der Dachgesellschaft Porsche Automobil Holding SE (PSE) verwalten die Familien Porsche/Piëch ihre Stimmenmehrheit bei Europas größtem Autokonzern Volkswagen. Außerdem bezahlt die Holding eine stattliche Zahl von Rechtsanwälten und Beratern, die Klagen im Zusammenhang mit der Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW 2008/2009 abwehren sollen. Investoren haben die PSE weltweit mit Schadenersatzklagen überzogen, die in einzelnen Fällen wie den Klagen von Hedgefonds um Milliardensummen kreisen. Anleger verloren bei dem Wirtschaftskrimi mit Kurswetten viel Geld und fühlen sich rückblickend fehlinformiert. Manche Klagen wanderten von einem Gericht zum anderen, weil die Zuständigkeiten umstritten waren. Das Unternehmen wies bisher alle Klagen als unbegründet zurück. In einem Prozess gegen Porsches Ex-Finanzchef Holger Härter im Zusammenhang mit dem Übernahmeversuch gab es eine Entscheidung in erster Instanz: Der Manager wurde zu einer Geldstrafe von 630 000 Euro wegen Kreditbetruges verurteilt, der Fall geht nun aber in die Revision vor dem Bundesgerichtshof. Text: dpa

 
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