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BERLIN
Hat die NSA Zugriff auf das Telekom-Netz?
reda
 |  aktualisiert: 14.09.2014 19:55 Uhr

Dass der britische Geheimdienst die interkontinentalen Kabel anzapft, um den Internetverkehr abzuhören, ist bekannt. Nun prüfen deutsche Sicherheitsdienste, ob der GCHQ und die amerikanische NSA auch unabhängig davon Zugriff auf deutsche Netze haben.

Amerikanische und britische Geheimdienste sollen nach einem „Spiegel“-Bericht innerhalb deutscher Telekommunikationsnetze verdeckte Zugänge haben, die ihnen eine direkte Überwachung ermöglichen. Betroffen von den Aktivitäten des US-Dienstes NSA und des britischen GCHQ seien die Deutsche Telekom, die regional tätige Firma Netcologne und die Satelliten-Kommunikationsanbieter Stellar, Cetel und IABG, berichtet das Nachrichtenmagazin. Es beruft sich auf Unterlagen des US-Geheimdienstenthüllers Edward Snowden.

Bisher war unter anderem bekannt, dass der GCHQ, der mit der NSA kooperiert, wohl die zwischen den Kontinenten verlaufenden Glasfaserkabel anzapft, um den Internetverkehr zu überwachen. Nach den neuen Dokumenten sei vorstellbar, dass der Zugriff auch von Deutschland aus erfolge, schrieb der „Spiegel“. Nach den NSA-Unterlagen stehe von weltweit 13 Servern, die für die NSA den Internetverkehr überwachten, einer in Deutschland: „gut getarnt“ und „unauffällig“ in einem Datenzentrum.

„Jedes Gerät sichtbar machen“

Bei dem nun eingesehenen Material gehe es um undatierte grafische Ansichten, die mit dem NSA-Programm „Treasure Map“ erstellt worden seien, um den weltweiten Internetverkehr zu visualisieren. Darin seien die Telekom und Netcologne namentlich aufgeführt und alle fünf genannten Firmen mit einem roten Punkt markiert, was nach der Bildlegende bedeute, dass es „innerhalb“ dieser Netze „Zugangspunkte“ für die technische Überwachung gebe.

Zu dem Programm schreibt das Magazin, die Geheimdienstanalysten könnten in „nahezu Echtzeit“ wichtige Netzverbindungsstellen wie einzelne Router visualisieren – und sogar mit dem Internet verbundene Endgeräte wie Rechner, Smartphones und Tablets. Ziel sei es, „jedes Gerät, überall, jederzeit“ sichtbar zu machen, zitiert der „Spiegel“ aus einer „Treasure Map“-Präsentation.

Ein anderes Dokument des GCHQ soll eine Reihe von Stellar-Mitarbeitern namentlich als Zielpersonen auflisten und auch Kennworte für die Server von Stellar-Kunden enthalten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und das Bundesamt für Verfassungsschutz wurden von der Telekom informiert, wie beide Behörden mitteilten. Ein BSI-Sprecher sagte in Bonn, man sei dabei, zunächst die Situation zu analysieren. Bisher gebe es aber noch keine Ergebnisse.

NSA und GCHQ schweigen

Die Telekom selbst erklärte auf Anfrage, sie habe intensiv an der Aufklärung gearbeitet, „aber selbst nach forensischen Untersuchungen keine Anhaltspunkte für eine Manipulation unserer Netze feststellen“ können. „Der Zugriff ausländischer Geheimdienste auf unser Netz wäre völlig inakzeptabel.“

Auch Netcologne teilte dem „Spiegel“ mit, den Vorwürfen nachgegangen zu sein, aber weder verdächtige Vorrichtungen noch solchen Datenverkehr festgestellt zu haben. Stellar-Geschäftsführer Christian Steffen sagte dem Blatt: „Ein solcher Cyberangriff ist nach deutschem Recht eindeutig strafbar.“

Die Opposition im Bundestag sieht den Bericht als Beleg dafür, dass die Bundesregierung dem Treiben der Partner-Geheimdienste zuschaut. „Die Sicherheit im Netz wird von der Großen Koalition ganz, ganz kleingeschrieben“, sagte Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz in Berlin. Die Linkspartei kündigte an, die neuen Informationen im Innenausschuss zu thematisieren. „Es wird jetzt endlich Zeit, dass die Bundesregierung alles auf den Tisch legt, was sie weiß“, sagte Fraktionsvize Jan Korte. NSA und GCHQ wollten sich nach „Spiegel“-Angaben nicht äußern.

 
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