Bewegungslos liegt ein Mann auf der Straße. Keiner weiß, wie lange schon. Passanten sind wie versteinert, wissen nicht, was zu tun ist. Ein plötzlicher Herzstillstand gehört in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen. Im Durchschnitt leitet nur in jedem dritten Fall ein Laie die Wiederbelebung ein. Die jüngsten Zahlen der Eureca-One-Studie wurden dazu im Juni veröffentlicht.
Rettungskräfte klagen schon lange, dass es massiven Nachholbedarf zum Thema Erste Hilfe und Wiederbelebung gibt. Kampagnen und Schulkurse sollen künftig besser aufklären. Was müssen Ersthelfer beachten? Die wichtigsten Antworten zum Thema Erste Hilfe und Wiederbelebung.
„Nein“, sagt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, kurz DGAI: „Der einzige Fehler ist, nichts zu tun.“ Die Überlebenschancen eines Patienten würden sich verdoppeln bis verdreifachen, wenn ein Ersthelfer mit der Wiederbelebung direkt beginnt.
Die DGAI hat in der Kampagne „Ein Leben Retten“ drei Worte verankert. Das sind: Prüfen – Rufen – Drücken. Das bedeutet: In dieser Reihenfolge soll der Ersthelfer den Patienten versorgen.
Wer eine Person am Boden liegend vorfindet, der prüft, ob sie ansprechbar ist und auf Fragen reagiert. Ist das nicht der Fall, sollte festgestellt werden, ob sie atmet. Das erkennen ausgebildete Ersthelfer entweder am Brustkorb, der sich hebt und senkt, oder an einem Atemgeräusch.
Wer zuerst an der Unfallstelle eintrifft, wählt die Notrufnummer 112. Wenn noch weitere Personen in der Nähe sind, können auch diese gebeten werden, einen Notruf abzusetzen.
Fließt kein Blut mehr durch die Adern, wird nach kurzer Zeit die Hirnfunktion beeinträchtigt. Die Folge ist Bewusstlosigkeit. Bereits nach nur fünf bis sieben Minuten können die Opfer irreversible Schäden davontragen.
Der Ersthelfer kniet sich neben den Bewusstlosen, etwa auf Höhe des Brustkorbes. Ein Handballen wird auf der Mitte der Brust positioniert, der andere wird auf diese Hand gelegt. Gedrückt wird dann mit ausgestreckten Armen. Das Deutsche Rote Kreuz rät, in etwa so viel Druck aufzubringen, dass sich der Brustkorb gut fünf Zentimeter senkt. Diese Bewegung soll gut 100-mal pro Minute wiederholt werden.
Es gibt so etwas wie Eselsbrücken, die im Notfall helfen können. So wird bei Erste-Hilfe-Kursen oft der Disko-Hit „Staying Alive“ von den Bee-Gees gespielt. Die angehenden Erstretter drücken nach dem Takt des Stückes auf den Brustkorb.
Sollte eine Person atmen, aber noch nicht wieder bei Bewusstsein sein, wird sie in die stabile Seitenlage gebracht. Bis der Rettungsdienst eintrifft, sollte der Mund geöffnet und die Atmung regelmäßig kontrolliert werden. Um zu verhindern, dass die Zunge in den Rachen rutscht, wird der Kopf vorsichtig nach hinten überstreckt.
Jan-Thorsten Gräsner von der Uniklinik Schleswig-Holstein sagt, zunächst „ist Drücken Pflicht“. Doch wenn ein Opfer über längere Zeit nicht geatmet hat, ist für die Sauerstoffversorgung auch die Mund-zu-Mund-Beatmung wichtig. Nach 30-mal Drücken sollten zwei Atemstöße folgen. Noch größer sind die Chancen zu retten, wenn ein Defibrillator zur Verfügung steht. An immer mehr öffentlichen Plätzen ist inzwischen ein solches Gerät verfügbar.
Nein. Nur wer sich weigert, einem Verunglückten zu helfen, kann bestraft werden. Helfen beginnt bereits mit dem Absetzen eines Notrufs. Für unterlassene Hilfeleistung sieht der Gesetzgeber eine Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Haft vor.