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ISTANBUL
Hagia Sophia bald Moschee?
reda
 |  aktualisiert: 09.05.2014 19:13 Uhr

An jedem 29. Mai gedenken die Türken der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbul, durch die Osmanen im Jahr 1453. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat bereits Pläne für den Jahrestag. Erdogan wolle Staatsgäste aus anderen islamischen Ländern zum gemeinsamen Gebet in der Hagia Sophia einladen, melden jetzt türkische Medien.

Einen geschichtsträchtigeren Ort könnte sich Erdogan dafür kaum aussuchen. Nach der Eroberung der Stadt, so die Überlieferung, sei Sultan Mehmet II. auf seinem Pferd in die Hagia Sofia geritten und habe sich gen Mekka zum Gebet verneigt. Der Fall Konstantinopels besiegelte nicht nur den Untergang des byzantinischen Reiches, sondern auch das Ende der Hagia Sofia als damals größter Kirche der Christenheit. Sie wurde zur Moschee umgewidmet. 1931 ließ der weltlich gesinnte Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk die Moschee schließen. Vier Jahre später wurde die „Kirche der heiligen Weisheit“, so die Bedeutung des griechischen Namens Hagia Sofia, wieder geöffnet – als Museum. Das ist sie bis heute.

Doch schon seit einigen Jahren gibt es in der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP Bestrebungen, die Hagia Sofia wieder zur Moschee zu machen. Vor diesem Hintergrund bekommen Erdogans Pläne für den 29. Mai besondere politische Bedeutung. Nach den Alkoholverboten, der Einführung des islamischen Kopftuchs im Parlament, der Kampagne für die Geschlechtertrennung unter Studenten und der gewonnenen Kommunalwahl Ende März fühlt sich die Regierung nun offenbar stark genug, ihre islamische Agenda weiter voranzutreiben.

Nach der Eroberung Konstantinopels wurden die Kreuze in der Hagia Sophia durch islamische Mondsicheln ersetzt, Glocken, Altar, Ikonen und liturgische Ausstattung zerstört, Mosaike und Wandgemälde übertüncht. Wenig davon konnte nach 1935 in mühsamer Arbeit restauriert werden. Inzwischen ist die Hagia Sophia Unesco-Weltkulturerbe. Offen bleibt, ob die Regierung Erdogan darauf Rücksicht nehmen will. Den Anblick der wieder freigelegten christlichen Malereien will sie jedenfalls ihren strenggläubigen Anhängern nicht zumuten. Es gibt deshalb Überlegungen, die Hagia Sophia nur noch in den Morgenstunden zur Besichtigung freizugeben. Vor dem islamischen Mittagsgebet sollen die christlichen Symbole dann verhüllt werden, damit die Muslime ungestört Allah anrufen können.

 
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