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LONDON
Großbritannien hat so viele Einwanderer wie noch nie
FRANCE-BRITAIN-EUROPE-MIGRANTS       -  So viele wie nie: Nicht nur Flüchtlinge versuchen durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Auch die Zahl der Einwanderer aus Rumänien, Bulgarien oder Polen steigt.
Foto: Philippe Huguen, afp | So viele wie nie: Nicht nur Flüchtlinge versuchen durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Auch die Zahl der Einwanderer aus Rumänien, Bulgarien oder Polen steigt.
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:01 Uhr

Großbritannien gilt als Sehnsuchtsland Tausender Menschen. Doch auch wenn sich die derzeitige Diskussion vor allem um jene Flüchtlinge dreht, die Nacht für Nacht versuchen, durch den Eurotunnel von Calais auf die Insel zu gelangen, das Gros der Einwanderer kommt aus der EU, aus Rumänien, Bulgarien oder Polen. Und sie werden offenbar immer zahlreicher.

Seit März 2014 zogen fast 330 000 Migranten mehr ins Königreich, als Menschen es verlassen haben – laut Statistikbehörde sind das 94 000 mehr als noch zwölf Monate zuvor. Ein neuer Spitzenwert. Premierminister David Cameron dürfte diese Entwicklung mit Sorge verfolgen. Immerhin hatte der konservative Regierungschef zu Beginn seiner ersten Amtszeit versprochen, „ohne Wenn und Aber“ die Netto-Zuwanderung auf 100 000 Menschen pro Jahr zu begrenzen. Daran wird er gemessen und der Aufschrei der EU-Kritiker des rechten Tory-Flügels sowie der Rechtspopulisten der UK Independence Party (Ukip) ließ auch nicht lange auf sich warten.

Sie fühlen sich durch den Rekordwert beflügelt. Die schwelende Einwanderungsfrage ist Munition für die EU-Gegner. Wenig überraschend bezeichnete Migrationsstaatssekretär James Brokenshire die veröffentlichten Zahlen als „höchst enttäuschend“. Die Entwicklung bestätige die Notwendigkeit von Reformen sowohl auf EU-Ebene als auch innerhalb Großbritanniens. Brokenshire war es auch, der diese Woche scharfe Maßnahmen im Umgang mit der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen angekündigt hat.

So drohen Einwanderern, die sich illegal auf der Insel aufhalten und arbeiten, harte Strafen. Ein Gesetzentwurf der britischen Regierung sieht bis zu sechs Monate Gefängnis vor. Zudem ist als Abschreckungsmaßnahme geplant, die Löhne illegaler Migranten zu beschlagnahmen. Dass Flüchtlinge jedoch nur einen extrem kleinen Teil der Zuwanderer ausmachen, wird auf der Insel leicht vergessen. 25 771 Anträge wurden in den zwölf Monaten bis Juni 2015 gestellt. 11 600 wurden bewilligt. Gegen eine Quotenregelung für die Verteilung von Flüchtlingen sperrt sich London weiterhin.

Tatsächlich handelt es sich bei den meisten Einwanderern aber um EU-Bürger. Rund 269 000 kamen vom Kontinent. Davon stammen 53 000 aus Rumänien und Bulgarien. Die Debatte um die Personenfreizügigkeit innerhalb der EU dürfte damit neu entfacht sein. Dabei kritisieren vor allem Vertreter aus der Wirtschaft immer wieder die Regierungspolitik der Migrationsbegrenzung. Cameron bestrafe damit Unternehmen, bemängelte gestern der Chef des Institute of Directors, einer prestigereichen Wissenschaftseinrichtung. Simon Walker sagte, zusammen mit der zunehmend scharfen Rhetorik der Minister bezüglich Immigration sei „Großbritanniens Ruf als offene, wettbewerbsfähige Wirtschaft gefährdet“.

 
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