Zitterpartie in Athen: Die Verhandlungen mit der Troika sind festgefahren, die Prüfer der EU, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds haben ihre für diesen Montag geplante Rückkehr nach Griechenland abgesagt. Die Gegensätze seien so groß, dass eine Anreise der Delegationschefs keinen Sinn mache, hieß es in Troika-Kreisen. Die Inspekteure würden erst wieder nach Athen kommen, wenn Aussicht auf eine Einigung bestehe. Damit verzögert sich auch die Freigabe weiterer Hilfskredite für Griechenland.
Der Streit konzentriert sich auf drei Punkte: Die Troika fordert, Massenentlassungen in der Privatwirtschaft zu erleichtern, die defizitäre staatliche Rüstungsfirma EAS zu schließen und die seit 2008 ausgesetzten Zwangsversteigerungen von Wohnungen, deren Besitzer wegen der Krise ihre Hypothekenkredite nicht mehr bedienen können, wieder zuzulassen. Fachleute befürchten, dass dann Zehntausende Familien obdachlos werden.
Anders als erhofft, wird es bis zur nächsten Sitzung der Euro-Finanzminister am 9. Dezember keine Einigung geben. Der griechische Finanzminister Giannis Stournaras muss sich auf ein ungemütliches Treffen einstellen. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem hatte bereits vor zehn Tagen gewarnt, viele Minister begännen, die Geduld mit Griechenland zu verlieren.
In griechischen Regierungskreisen hofft man, die Verhandlungen bis zum Jahresende erfolgreich abschließen zu können, damit kein Schatten auf die am 1. Januar beginnende griechische EU-Ratspräsidentschaft fällt. Aber in der Regierungskoalition gibt es wachsende Widerstände. Für weitere Einschnitte findet sich wahrscheinlich im Parlament keine Mehrheit. Der konservative Ministerpräsident Antonis Samaras und sein sozialdemokratischer Vizepremier Evangelos Venizelos wollen an diesem Montag bei einem Krisentreffen über die Lage beraten.
Unterdessen gibt es auf beiden Seiten zunehmende Frustration. Während die Troika der Regierung vorwirft, sie sei mit längst überfälligen Reformen im Rückstand, wächst in der griechischen Öffentlichkeit die Wut auf die Inspekteure der Gläubiger. Die Realeinkommen sind seit Beginn des Sparprogramms um 38 Prozent gesunken, die Arbeitslosenquote beträgt fast 28 Prozent.