Griechenlands Regierung hat vor dem EU-Gipfel in Brüssel ein großes Liquiditätsproblem eingeräumt. „Wir laufen Gefahr, ohne Geld zu bleiben“, sagte Vizeregierungschef Giannis Dragasakis im griechischen Fernsehen. Die bedrohliche Finanzlage des Eurolandes belastet am Donnerstag den EU-Gipfel in Brüssel. In Berlin machte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer Regierungserklärung klar, dass sie nicht mit einem raschen Durchbruch im Schuldendrama rechnet.
Das hoch verschuldete Griechenland braucht frisches Geld. „Griechenland hat seit August 2014 keine Tranche von den Institutionen (Geldgebern) erhalten. Wir aber zahlen normal unsere Verpflichtungen“, erläuterte Dragasakis. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass es zu keinem Staatsbankrott kommen werde.
Zugleich verschärft sich der Ton zwischen Athen und den Finanzkontrolleuren von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF). Die Gespräche über die Zusammenarbeit mit der Ex-Troika liegen vorerst auf Eis. Die Regierung in Athen habe ohne Rücksprache neue Staatsausgaben beschlossen und gegen Vereinbarungen verstoßen. Zur Griechenland-Krise war beim EU-Gipfel für Donnerstagabend ein Sondertreffen geplant, an dem neben Merkel und Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras auch Gipfelchef Donald Tusk, Frankreichs Präsident François Hollande, EZB-Präsident Mario Draghi, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sowie Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem teilnehmen sollten.
Tsipras fordert offenbar unter anderem zugesagte Zinsgewinne der EZB aus griechischen Staatsanleihen von 1,9 Milliarden Euro. Der EU-Gipfel befasst sich bis Freitag mit weiteren schweren Krisen in der Ukraine und Libyen. Die „Chefs“ werden über die Umsetzung des Minsker Friedensplans beraten. Über weitere Sanktionen gegen Moskau soll aber nicht entschieden werden.