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BERLIN
Glaser stößt auf breite Ablehnung
Fraktionssitzung der AfD im Bundestag       -  Die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Alexander Gauland (rechts) möchten Albrecht Glaser zum Vizepräsidenten des Bundestags machen. Dagegen regt sich heftiger Widerstand anderer Parteien wegen der islamkritischen Äußerungen des 75-Jährigen.
Foto: Gregor Fischer, dpa | Die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Alexander Gauland (rechts) möchten Albrecht Glaser zum Vizepräsidenten des Bundestags machen.
Martin Ferber
Martin Ferber
 |  aktualisiert: 11.10.2017 03:29 Uhr

Bundespräsident wollte er bereits werden. Doch er hatte keine Chance. Bei der Bundesversammlung am 12. Februar, die einen Nachfolger für das scheidende Staatsoberhaupt Joachim Gauck wählte, trat der 75-jährige frühere CDU-Kommunalpolitiker und Frankfurter Stadtkämmerer Albrecht Glaser für die AfD an, jedoch ohne Aussicht auf Erfolg. 42 der 1253 abgegebenen Stimmen entfielen auf ihn, das waren immerhin sieben Stimmen mehr, als die AfD Delegierte hatte. Gewählt wurde Frank-Walter Steinmeier, der gemeinsame Kandidat von CDU, CSU und SPD.

Nun will Albrecht Glaser Bundestagsvizepräsident werden. Doch die Chancen stehen wieder schlecht. Zwar hat ihn die neue 93-köpfige Bundestagsfraktion der AfD als ihren Kandidaten vorgeschlagen, aber eine Mehrheit im Parlament ist für den 75-Jährigen nicht in Sicht. Denn seine Kandidatur wird von der SPD, den Grünen, der FDP und der Linken abgelehnt, die Unionsfraktion will erst die offizielle Nominierung des AfD-Kandidaten abwarten, ehe sie sich äußert.

Potenzielle Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten des Bundestags müssten „natürlich auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und insbesondere die Grundrechte respektieren“, bringt es der neue Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Carsten Schneider, auf den Punkt. Dies sei bei Glaser nicht der Fall. Ähnlich argumentiert auch der Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch, der auf „Twittert“ schreibt: „Ich werde Albrecht Glaser von der AfD mit Sicherheit nicht wählen. Wer das Grundgesetz missachtet, kann nicht Bundestagsvizepräsident sein.“

Äußerungen zum Islam

Grund der Ablehnungen sind Äußerungen Glasers zum Islam. So hat er mehrfach für die Abschaffung des Grundrechts auf Religionsfreiheit für Muslime plädiert. Der Islam sei keine Religion, sondern „eine politische Ideologie“, die selber keine Religionsfreiheit kenne. „Wer so mit einem Grundrecht umgeht, dem muss man das Grundrecht entziehen“, so Glaser. Zudem könne man zwischen Muslimen und Islamisten „nicht unterscheiden“.

„Eine Zumutung“

Diese Position stößt auf einhellige Kritik. „Wer die Religionsfreiheit infrage stellt, hat sich disqualifiziert. Ich kann so jemanden nicht wählen“, sagt Grünen-Chef Cem Özdemir. Und auch der neue Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, enger Vertrauter von Parteichef Christian Lindner, nennt die Positionen Glasers „eine Zumutung“. Der designierte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble plädiert dagegen für mehr Gelassenheit wie Selbstbewusstsein im Umgang mit der AfD, es werde keine Sonderbehandlung geben. Er gehe davon aus, dass alle Parteien „die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten haben“.

Die AfD verteidigt dagegen ihren Kandidaten. Die Vorwürfe seien „absurd“, sagt Fraktionschef Alexander Gauland, was Glaser sage, werde von der gesamten AfD getragen. Glaser genieße hohes Ansehen in der Fraktion. Gleichzeitig pocht die AfD auf die Einhaltung der parlamentarischen Gepflogenheiten, wonach jeder Fraktion im Bundestag das Recht auf einen eigenen Vizepräsidenten zusteht. Dieses Recht ist jedoch erst seit 1994 in der Geschäftsordnung des Bundestags festgeschrieben. So mussten die Grünen, die 1983 erstmals in den Bundestag einzogen, elf Jahre warten, bis sie mit Antje Vollmer erstmals einen Vizepräsidenten stellen durften.

Zudem werden die Kandidaten in einer geheimen Abstimmung gewählt, sie benötigen die einfache Mehrheit.

Und es gibt einen Präzedenzfall: Bei der konstituierenden Sitzung des Bundestags nach der Bundestagswahl 2005 war der Kandidat der Linkspartei, Parteichef Lothar Bisky, dreimal und bei einer weiteren Sitzung ein viertes Mal durchgefallen, obwohl er bereits Vizepräsident des Brandenburger Landtags war. Die Linkspartei ließ darauf den Posten zunächst unbesetzt und nominierte erst ein halbes Jahr später Petra Pau, die schließlich im April 2006 gewählt wurde und seitdem dieses Amt innehat.

 
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