20 Jahre nach dem wegweisenden „Erdgipfel“ von 1992 ist am Mittwoch in Rio de Janeiro der UN-Gipfel zur nachhaltigen Entwicklung Rio+20 eröffnet worden. Bis Freitag debattieren mehr als 100 Staats- und Regierungschefs über ein ressourcenschonenderes Wirtschaftsmodell, den Kampf gegen die Armut und einen verbesserten Umweltschutz.
„Die Beseitigung der Armut ist die größte globale Herausforderung, vor der die Welt heute steht, und unverzichtbare Bedingung für nachhaltige Entwicklung“, heißt es im Entwurf der Abschlusserklärung mit dem Titel „Die Zukunft, die wir wollen“. Auch das Konzept einer „Green Economy“, einer umweltverträglichen Wirtschaft, spielt darin eine zentrale Rolle.
Umweltverbände und die Grünen haben den Entwurf scharf kritisiert. Die EU verteidigt dagegen das Papier, das am Dienstag bereits auf einer Vorkonferenz in Rio de Janeiro verabschiedet worden war und keine offenen Punkte mehr enthält.
Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) zum Einsatz für echte Fortschritte in Rio auf. „Ich will Peter Altmaier kämpfen sehen, statt sich schon vor Beginn der Konferenz überrumpeln zu lassen“, sagte sie.
Nach Meinung des umweltpolitischen Sprechers der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kauch, enthält das Papier Fortschritte zur „Green Economy“ und im Meeresschutz. Es sei aber in vielen Punkten sehr vage. „Erst die Prozesse, die der Rio+20-Konferenz folgen, werden darüber entscheiden, ob wir eine nachhaltigere Entwicklung in der Welt erreichen.“
Umweltverbände reagierten entsetzt auf den Entwurf. Die Rio-Konferenz erscheine „wie eine Kapitulation der Regierungen vor den nationalen wirtschaftlichen Interessen und den internationalen Konzernen“, kritisierte Martin Kaiser, Leiter der internationalen Klimapolitik von Greenpeace.
Für den Vizepräsidenten des Deutschen Naturschutzringes, Hardy Vogtmann, wurden Meeresschutz und der Kampf gegen die Zerstörung der Wälder schon auf dem Erdgipfel von Rio 1992 nicht beachtet. „Zwanzig Jahre später haben die Vereinten Nationen erneut vor einer Handvoll Staaten kapituliert, die daran nichts ändern wollen.“
Rio+20 soll eine Stärkung des UN-Umweltprogramms UNEP bringen. Eine Aufwertung zu einer vollwertigen UN-Organisation ist aber wenig wahrscheinlich. Es soll ein ranghohes politisches Forum für nachhaltige Entwicklung eingerichtet werden.
Der Gipfel soll ferner die Entwicklung von Nachhaltigkeitszielen anschieben. Der Prozess soll aber erst nach der Konferenz anlaufen. Vorgaben, Fristen, Inhalte sind noch offen.
Weiter soll er den Anstoß geben für die Umstellung auf eine „Green Economy“, einer ressourcenschonenderen und kohlenstoffarmen Wirtschaftsweise.
Rio'92 war die Geburtsstunde für die Klimarahmenkonvention, ein internationales, multilaterales Klimaschutzabkommen. Ziel war die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre, um die Erderwärmung zu begrenzen. Die CO2-Emissionen müssen bis 2050 weltweit schätzungsweise um mindestens 60 Prozent reduziert werden, um den Klimawandel wirksam einzudämmen.