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WÜRZBURG/BERLIN
Gewerkschafter beharren auf Mindestlohn
reda
 |  aktualisiert: 01.05.2014 20:01 Uhr

(dpa/mp) Die Gewerkschaften haben zum „Tag der Arbeit“ unter anderem Reformen des Steuersystems angemahnt und gerechtere Löhne gefordert. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte auch in Bayern zu Demonstrationen und Kundgebungen aufgerufen. Im ganzen Freistaat nahmen am Donnerstag nach DGB-Angaben rund 82 000 an mehr als 100 Veranstaltungen teil. Die Proteste blieben friedlich. Neben größeren Kundgebungen in München, Nürnberg, Würzburg, Augsburg oder Regensburg gab es auch viele kleinere Treffen und Versammlungen. Die zentrale DGB-Kundgebung fand in diesem Jahr in Bremen statt.

In Würzburg warf Bayerns DGB-Chef Matthias Jena im Streit um einen gesetzlichen Mindestlohn der Wirtschaft Doppelzüngigkeit vor. „Die Arbeitgeber schimpfen, der Mindestlohn sei ein Eingriff in die Tarifautonomie. Aber gleichzeitig haben sich in manchen Branchen schon mehr als die Hälfte der Arbeitgeber aus den Tarifverträgen verabschiedet“, sagte Jena. Das Ziel der Gewerkschaften bleibe, in Deutschland eine flächendeckende Tarifbindung zu erreichen. „Die Arbeitgeber loben die Tarifautonomie, und gleichzeitig schlagen sie sich seitwärts in die Büsche. Mehr Doppelzüngigkeit geht nicht“, rief Jena.

In Nürnberg griff der Chef des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Paul Rechsteiner, die EU scharf an. Die habe bei der Aufgabe versagt, den Menschen eine soziale Perspektive zu bieten, wie der Umgang mit der Finanzkrise zeige. „Statt nun die Ursachen dieser Finanzkrise durch eine grundlegende Änderung der Regeln im Finanzsektor anzugehen, sind die Folgen der Finanzkrise mit voller Wucht auf die Bevölkerungen der südeuropäischen Länder gewälzt worden“, sagte er.

Bundesweit nahmen mehr als 400 000 Gewerkschafter an den Kundgebungen zum 1. Mai teil. DGB-Chef Michael Sommer warnte bei der zentralen Mai-Kundgebung in Bremen, es dürfe bei dem von Schwarz-Rot geplanten flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn „keine Ausnahmen wegen des Alters oder Geschlechts, der Herkunft oder der sozialen Lage geben“. Der scheidende DGB-Chef betonte: „Keine Stunde Arbeit darf billiger sein als 8,50 Euro.“

Bis zum frühen Donnerstagabend verliefen die 1.-Mai-Kundgebungen weitgehend friedlich. Vor allem in den Protesthochburgen Hamburg und Berlin hatte die Polizei große Sicherheitsvorkehrungen für den Abend und die Nacht getroffen. Dort wurden wie jedes Jahr Krawalle erwartet.

Die internationale Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung feiert seit mehr als 120 Jahren den Tag der Arbeit. Im Mai 1886 gab es am Rand einer Streik-Kundgebung am Haymarket in Chicago Krawalle mit Toten und Verletzten. Drei Jahre später rief ein Internationaler Arbeiterkongress in Paris dazu auf, jährlich einen „Kampftag der Arbeiterklasse“ zu feiern. Am 1. Mai 1890 gab es auch in Deutschland erstmals Massendemonstrationen – etwa für den Acht-Stunden-Tag. Um die Arbeiter für sich zu gewinnen, machten die Nazis 1933 den 1. Mai zum Feiertag.

 
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