Ein Generalstreik gegen die Reformpolitik der Regierung hat am Montag ganz Belgien lahmgelegt. Beim größten Arbeitskampf in dem Land seit Jahren blieben Flugzeuge, Züge und Busse stehen, Schulen, Geschäfte und Behörden waren geschlossen. Der Generalstreik ist der Höhepunkt einer im November begonnenen Serie von Protestaktionen gegen die Sparpläne der Regierung von Ministerpräsident Charles Michel.
Als Erste legten am Sonntagabend die Fluglotsen und Eisenbahner die Arbeit nieder. Nach Angaben der belgischen Bahngesellschaft SNCB waren seit 22 Uhr die Inlandsverbindungen betroffen. Ab Montag waren auch internationale Bahnverbindungen vom Streik betroffen, darunter der Eurostar-Zug von Brüssel nach London sowie Thalys- und TGV-Züge nach Paris, Amsterdam und Köln.
An den Flughäfen Brüssel, Charleroi, Liege, Antwerpen und Ostende ging seit Sonntagabend nichts mehr. „Alle Flüge wurden gestrichen“, sagte eine Sprecherin des Brüsseler Flughafens. Bis Montagabend sollten rund 600 Flüge und 50 000 Passagiere betroffen sein. „Es ist ein echtes Desaster“, sagte der Geschäftsführer des Flughafens Charleroi, Jean-Jacques Cloquet.
Der Ausstand weitete sich am Montag auf den öffentlichen Nahverkehr aus. Busse, Straßenbahnen und U-Bahn standen still. Viele Menschen konnten nicht zur Arbeit fahren und blieben zu Hause. Neben Schulen und Behörden dürfte sich der Streik auch auf Müllabfuhren, Postämter, Gerichte und Gefängnisse auswirken. In den Seehäfen von Zeebrügge und Antwerpen wurden keine Schiffe abgefertigt. Auch am EU-Hauptquartier in Brüssel waren Auswirkungen des Streiks zu spüren.
Der letzte nationale Streik hatte in Belgien 2012 gegen die Regierung des Sozialisten Elio di Rupo stattgefunden. Der Ausstand am Montag war nach Gewerkschaftsangaben aber von historischem Ausmaß: „Es hat noch nie so einen großen Streik gegeben“, sagte die Vorsitzende der christlichen Gewerkschaft CSC, Marie-Hélene Ska.