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NEW YORK
Geheimdienste zapfen auch App-Daten an
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 28.01.2014 19:51 Uhr

Die NSA und ihr britischer Partnerdienst GCHQ haben laut einem Zeitungsbericht auch Daten im Visier, die von Apps über die Nutzer gesammelt werden. Als ein Beispiel nannten die „New York Times“ und der „Guardian“ das populäre Spiel „Angry Birds“. Die beiden Geheimdienste lauerten im Hintergrund, um auf Informationen wie Orte, Alter oder Geschlecht der Spieler zuzugreifen, hieß es. Zugleich bleibe das Ausmaß der Datensammlung mit Hilfe von Apps anhand der vorliegenden Dokumente unklar, schränkte die „New York Times“ am Montag ein. Laut einem Bericht des US-Fernsehsenders NBC wertete die NSA auch Informationen aus der Videoplattform YouTube sowie Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter aus.

Dass vor allem kostenlose Apps nebenbei viele Daten über Nutzer erheben, ist schon lange ein Thema. Als klassisches Beispiel gilt eine Anwendung, die den Smartphone-Blitz als Taschenlampe leuchten ließ – und nebenbei Informationen wie den aktuellen Ort und die Identifikationsnummer des Geräts abgriff. Diese Daten wurden dann an Werbe-Netzwerke weitergegeben. Die Android-App war 50 Millionen Mal heruntergeladen worden. Solchen Anwendungen werden zunehmend Riegel vorgeschoben.

Aber viele Apps sammeln die Daten auch mit ausdrücklichem Einverständnis der Nutzer, zum Beispiel die von sozialen Netzwerken oder Kartendiensten. Die Geheimdienste hätten unter anderem gemeinsam daran gearbeitet, Ortsinformationen abzugreifen, wenn eine Zielperson Google-Karten nutze – oder an Adressbücher heranzukommen, wenn jemand Apps von Online-Netzwerken einsetze, schreibt die „New York Times“. Das Blatt bezog sich bei seinem Bericht auf Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden.

Gerade bei kostenlosen Apps, die sich über Werbung finanzieren, werden oft Daten erhoben. Damit wollen die Werbe-Netzwerke die Anzeigen personalisieren. Bei einer solchen Plattform, Millennial Media, hätten scheinbar besonders viele Informationen zum Abgreifen vorgelegen, schrieb die Londoner Zeitung „Guardian“ in ihrem Bericht zu dem Thema. Die Firma sei unter anderem bei einer Sonderausgabe der „Angry Birds“ involviert gewesen und habe mit dem „Farmville“-Erfinder Zynga zusammengearbeitet.

Rovio, der finnische Spiele-Entwickler hinter „Angry Birds“ erklärte, man wisse nichts von NSA- oder GCHQ-Programmen, die auf Nutzer-Informationen aus seien.

In einem geheimen britischen Dokument aus dem Jahr 2012 sei die Rede davon, dass man auf Apps zugreifen könne, die Details wie die politische oder sexuelle Orientierung von Nutzern enthielten, schrieb die „New York Times“ weiter. In den internen Präsentationen würden Quellen wie „Social Apps“, „Geo-Apps“ oder Daten aus mobiler Werbung genannt. Dort heiße es auch, diese Daten könnten Fragen beantworten wie etwa: „Wo war meine Zielperson, als sie das gemacht hat?“.

Laut vom „Guardian“ veröffentlichten Auszügen aus einer internen Präsentation haben die Spione auch die Fähigkeit, gezielt Mikrofone von Smartphones einzuschalten oder auf Geo-Daten zuzugreifen. Diesen Funktionen gaben sie demnach Namen von Schlümpfen. So heiße das Plug-In für Ortungsdaten „Tracker Smurf“. Dem NBC-Bericht zufolge probierten die Geheimdienste auch aus, die Aktivität bei YouTube zu verfolgen sowie auch, bei welchen Links Facebooks „Gefällt mir“-Knopf gedrückt werde.

Linke und Grüne beantragen NSA-Untersuchungsausschuss

Die Affäre um den US-Geheimdienst NSA soll nach dem Willen von Grünen und Linken im Bundestag beleuchtet werden. Die Fraktionen der beiden Parteien von Linken und Grünen im Bundestag verständigten sich am Dienstag in Berlin auf einen gemeinsamen Antrag zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Union und SPD hatten zuvor bereits erklärt, dass sie mitziehen wollen. Die beiden Oppositionsparteien haben damit ihre erste gemeinsame parlamentarische Initiative dieser Wahlperiode gestartet. Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hat unterdessen die Aussagen von Edward Snowden zur Wirtschaftsspionage des US-Geheimdienstes in Deutschland als abwegig bezeichnet. „Ich gehe davon aus, dass die Amerikaner sich an amerikanisches Recht halten. Und das sieht nicht vor, Industriespionage durch amerikanische Dienste zu betreiben“, sagte Maaßen. Der Ex-NSA-Mitarbeiter Snowden hatte in einem ARD-Interview gesagt, es gebe keinen Zweifel, dass die USA Wirtschaftsspionage betrieben. Text: dpa

 
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