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BERLIN
Gegner des Euro formieren sich
Von unserem Korrespondenten Martin Ferber
 |  aktualisiert: 13.03.2013 22:34 Uhr

Wie lange er schon der CDU angehört, weiß er auf Anhieb nicht. „Zwischen 40 und 50 Jahre“, sagt Alexander Gauland schließlich nach kurzem Nachdenken. Dabei war er nicht nur ein einfaches Mitglied, sondern hat es weit gebracht. 1987 wurde der Jurist Staatssekretär in der hessischen Staatskanzlei unter Ministerpräsident Walter Wallmann, nach der Wende ging er als Herausgeber und Geschäftsführer der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ nach Potsdam, nunmehr arbeitet er als freier Publizist.

Doch nun, mit 72 Jahren, hat Gauland, der zum konservativen Flügel der CDU gehört, genug. Zusammen mit zahlreichen Mitstreitern wie dem früheren „Welt“-Chefkorrespondenten Konrad Adam, dem Hamburger Professor für Volkswirtschaftslehre Bernd Lucke und dem als Euro-Rebell bekannten emeritierten Tübinger Wirtschaftsprofessor Joachim Starbatty hat er die „Alternative für Deutschland“ gegründet. Mit ihrer Forderung „Schluss mit diesem Euro!“ will sie bei der Bundestagswahl antreten. Im April soll die Partei offiziell gegründet werden, ein Antrag beim Bundeswahlleiter auf Zulassung zur Wahl liegt bereits vor. Zu den Unterstützern der geplanten Partei gehören auch der frühere BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel sowie zahlreiche Professoren der Volkswirtschaftslehre aus ganz Deutschland, frühere Bankvorstände, Historiker und Publizisten aus dem eher konservativen Lager.

Alexander Gauland kann die „Phrasen“ der Bundeskanzlerin und des Außenministers wie „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“, von der „Schicksalsgemeinschaft Europa“ oder der „alternativlosen Politik“ nicht mehr hören, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Scheitert Europa, wenn Zypern nicht mehr den Euro hat?“, fragt er, um gleich selber die Antwort zu geben. „Die Einführung des Euro war eine fatale Fehlentscheidung.“ Der Euro habe Europa nicht geeint, sondern gespalten, der Riss werde immer tiefer, gleichzeitig auch der „Hass“, der Deutschland entgegenschlage. „Eine solche Politik habe ich nicht gewollt und ich kann sie nicht mehr mittragen“, hinzu komme das „eklatante Demokratiedefizit“ in der EU und „das Brechen sämtlicher Verträge“.

Alexander Gauland und seine Mitstreiter sind sich einig: „Deutschland braucht den Euro nicht.“ Die Eurozone sollte geordnet aufgelöst, die nationalen Währungen wieder eingeführt oder stabilere Währungsverbünde geschaffen werden.

Die Rückkehr zur D-Mark sollte dabei „kein Tabu“ sein. Ausdrücklich fordern die Initiatoren der „Alternative für Deutschland“, dass jedes Volk demokratisch über seine Währung entscheiden darf und die Kosten für die Eurorettung nicht vom Steuerzahler getragen werden, sondern von Banken, Hedge-Fonds und privaten Großanlegern. Dass die Forderungen der „Alternative für Deutschland“ auf fruchtbaren Boden fallen, wurde am Montag deutlich, als die Initiatoren zu einer Informationsveranstaltung in Oberursel bei Frankfurt luden – und mehr als 1200 Zuhörer trotz heftigen Schneefalls in die Stadthalle kamen.

„Wir sind eine Graswurzelbewegung“, sagte dabei der Sprecher der „Alternative“, der Hamburger Volkswirtschaftsprofessor Bernd Lucke. Angefangen habe man mit 55 Unterstützern, nach gerade einmal einer Woche habe man schon mehr als 2000 Mitglieder.

Kritiker werfen der Partei dagegen „Populismus“ vor und warnen vor einer gefährlichen Nähe zu den Rechtsextremisten. So verfassten zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler, angeführt von Gustav Horn, Thomas Straubhaar, Peter Bofinger und Michael Hüther, einen Gegenaufruf, in dem sie ihren Kollegen eine „von nationalen Klischees geprägte Sprache“ vorwerfen, sie würden ein „Schreckgespenst“ aufbauen und Furcht schüren.

 
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