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BRÜSSEL/YPERN
Gedenken an getötete US-Soldaten
reda
 |  aktualisiert: 26.03.2014 19:30 Uhr

Für einen Moment bleibt Barack Obama an der Mauer der Gedenkstätte stehen. „Wenn ich dich, meine geliebte Frau Carzetta und (meine fünfjährige Tochter, d. Red.) Marie in diesem Leben nicht mehr wiedersehen sollte, dann hoffe ich, euch an einem besseren Platz zu treffen“, steht dort in goldenen Buchstaben geschrieben. Es sind die Worte des amerikanischen Soldaten Wesley Creech, die er am 24. August 1918 in einem Brief an seine Familie schrieb.

Eine Woche später starb er ganz in der Nähe von Flanders Field, den Flämischen Feldern, die der amerikanische Präsident an diesem Mittwochmorgen besuchte. Zusammen mit dem belgischen König Philippe und Premierminister Elio Di Rupo legte er nahe der Ortschaft Waregem schweigend einen Kranz nieder.

368 US-Soldaten sind hier begraben, die namentlich bekannt sind. Von weiteren 43 Opfern weiß man nur, dass sie Mitglieder der amerikanischen Armee waren. Obamas Geste ist so etwas wie der inoffizielle Auftakt für die Gedenkfeiern, mit denen Belgien an die Opfer des „Großen Krieges“ von 1914 erinnert.

Der Friedhof für die US-Soldaten liegt nur einen Steinwurf weit weg von dem eigentlichen Mahnmal, das das Grauen nicht vergessen lassen soll. Drei Schlachten hat diese Region während der vier Jahre dauernden Kampfhandlungen erleben müssen.

Keine ist bis heute so in Erinnerung geblieben wie die zweite, die am 22. April 1915 begann. Damals griffen die deutschen Truppen die Alliierten erstmals mit Chlorgas an. Fast 6000 Flaschen wurden abgeschossen. Da das Gas schwerer als Luft ist, sank es in die Schützengräben und tötete dort schätzungsweise 10 000 Soldaten, die meist qualvoll erstickten. Gegen Ende der Offensive nahe des Ortes Ypern Mitte Mai waren 35 000 deutsche Soldaten gefallen, die Zahl der Opfer auf der gegnerischen Seite lag fast doppelt so hoch.

In langen Reihen stehen weiße Holzkreuze. Aber zum eigentlichen Symbol ist der rote Klatschmohn geworden, der dort jedes Jahr in dichten Feldern blüht. Der Präsident, so heißt es aus seiner Umgebung, habe noch am Morgen im Hotel jene Zeilen gelesen, die hier entstanden sind. Es handelt sich um das Gedicht des kanadischen Leutnant John McCrae, dessen Freund am Vortag durch einen Granatenangriff ums Leben gekommen war.

„Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn, zwischen den Kreuzen, Reihe um Reihe“, heißt es in den Worten, die später gefunden und veröffentlicht wurden. „Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn“, sagen die Belgier noch heute, wenn alljährlich die kleinen Gedenkfeiern stattfinden. Die Blume wurde zum Symbol für die zahlreichen und namenlosen Opfer des „Großen Krieges“. Wenn die europäischen Staats- und Regierungschefs zu den offiziellen Gedenkfeiern zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges hierher kommen, werden sie die Blumen sehen. Die EU-Spitzen wollen ihren Juni-Gipfel in Brüssel in Ypern mit einer Zeremonie für die Opfer beginnen.

 
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