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PRAG
Gauck von Ei getroffen
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:58 Uhr

Bei wütenden Protesten gegen den tschechischen Präsidenten Milos Zeman in Prag ist Bundespräsident Joachim Gauck von Resten eines Eis getroffen worden. „Das Ei hat eigentlich mir gegolten“, entschuldigte sich Zeman nach Informationen aus Teilnehmerkreisen. Die massiven Proteste in Prag überschatteten am Montag das internationale Gedenken an die „Samtene Revolution“, die friedliche Wende in der früheren Tschechoslowakei vor 25 Jahren.

Ein Pfeifkonzert übertönte die Gedenkfeier am Ausgangspunkt einer Studentendemonstration vom 17. November 1989. Mit „Ukraine, Ukraine“-Rufen protestierten rund 1000 bis 2000 Demonstranten gegen die russland-freundliche Haltung des Linkspolitikers Zeman. Sie forderten den Präsidenten, der jüngst die kremlkritische Punkband Pussy Riot kritisiert hatte, zum Rücktritt auf.

Zum 25. Jahrestag der friedlichen Revolution in Mittel- und Osteuropa rief Bundespräsident Gauck dazu auf, für eine Durchsetzung von Freiheit und Menschenrechten weltweit zu kämpfen. Mit Blick auf die Ukraine sagte er in Prag, viele Errungenschaften seien noch nicht gesichert, für die die Menschen 1989 auf die Straße gegangen sind. Weltweite Herausforderungen wie der Klimawandel seien noch unbeantwortet.

Gauck dankte Tschechen und Slowaken für ihr Engagement bei der friedlichen Wende von 1989. Damals habe er als Pfarrer in Rostock die Demonstranten mit Worten des tschechischen Bürgerrechtlers Vaclav Havel in Bewegung gebracht. „Die Macht der Mächtigen kommt von der Ohnmacht der Ohnmächtigen“, zitierte Gauck den vor drei Jahren verstorbenen späteren tschechischen Präsidenten.

In Prag traf Gauck die Präsidenten Tschechiens, der Slowakei, Ungarns und Polens. Die fünf Staatsoberhäupter gedachten gemeinsam der Studentenproteste in Prag vom 17. November 1989, deren brutale Niederschlagung zum Zündfunken weiterer Massenproteste wurde. Das kommunistische Regime brach wenig später zusammen. Gauck erinnerte zugleich an den 17. November 1939, als Nationalsozialisten tschechische Studenten verfolgten und ermordeten.

Das gemeinsame Erinnern an die friedlichen Revolutionen in Mitteleuropa hatte die fünf Präsidenten seit Juni nach Warschau, Budapest, Leipzig und am Sonntag nach Bratislava geführt.

An der slowakisch-österreichischen Grenze gedachte Gauck am Montagvormittag der gescheiterten Fluchtversuche von Ost nach West während der kommunistischen Herrschaft. Am „Tor der Freiheit“ an der Donau legte er gemeinsam mit den Präsidenten der Slowakei, Ungarns und Polens am Montag einen Kranz nieder. Dabei sagte er: „Menschen, die heute verstehen wollen, was Europa ist, müssen wissen, woher wir kommen.“ Europa müsse sich „in Zeiten, in denen Frieden nicht mehr selbstverständlich ist“, an seine Werte erinnern. Rund 400 Menschen waren bei Fluchtversuchen aus der damaligen Tschechoslowakei ums Leben gekommen.

 
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